Ich persönlich freue mich immer, unter den vielen Neuerscheinungen unbekannte AutorInnen und deren erstes Werk zu entdecken. Frances Greenslade ist so eine. Sie schrieb den ersten Entwurf zu ihrem Roman "Der Duft des Regens" bereits vor sehr langer Zeit. 20 Jahre blieb dieses wunderbare Manuskript in der Schublade liegen, bevor der für sein ambitioniertes Programm bekannte Hamburger mare-Buchverlag es in deutscher Übersetzung herausbrachte. Die jetzt vorliegende Version ist so stimmig, so rund und mitreißend erzählt, dass ich die Geschichte der Icherzählerin Maggie fasziniert gelesen habe.

Greenslade ist Kanadierin. Sie wurde 1961 in Ontario geboren, aufgewachsen ist sie mit fünf Geschwistern auf der Niagara-Halbinsel. In ihrem Roman erzählt sie von ihrer Kindheit in den Wäldern Kanadas, wo sie mit ihrer Familie in einfachen, glücklichen Verhältnissen lebt. Der Vater, ein Holzfäller, nimmt sie mit in die Wildnis. Er zeigt ihr, wie man sich in der Natur zurechtfindet. Doch dann gerät ein Stapel Holzstämme ins Rollen und reißt ihn mit. Das Leben von Maggie und ihrer Schwester Jenny gerät aus den Fugen. Kurze Zeit später müssen die Geschwister einen weiteren Verlust hinnehmen. Warum lässt ihre Mutter die Mädchen bei Fremden zurück? Der Wunsch, das Handeln der Mutter zu verstehen, wird zur treibenden Kraft für die Mädchen und lässt sie zu starken Frauen heranwachsen.

Die Schönheit der kanadischen Wildnis beschreibt die Autorin kraftvoll und sinnlich. Der Leser schwelgt in malerischen Bildern und meint, den Duft des Regens zu riechen.

Frances Greenslade: "Der Duft des Regens". Dt. von Claudia Feldmann, Mare, 19,90 Euro