Beim Harbour-Front-Festival gastieren bis zum 22. September internationale Autoren

Vom international erfolgreichen Starautor bis zum literarischen Frischling ist auf dem Harbour-Front-Literaturfestival so ziemlich alles dabei: Jussi Adler-Olsen hier, Traudl Bünger da. Jenen kennt fast jeder, diese junge Dame hier fast keiner. Sie liest wie sieben andere hoffnungsvolle Jungautoren beim Debütantensalon am 14., 16., 18. und 20.9. (jew. 20 Uhr) im HafenCity Infocenter im Kesselhaus. Dort wird in diesem Jahr zum dritten Mal der Klaus-Michael-Kühne-Preis vergeben, der mit 10 000 Euro dotiert ist.

Der dänische Krimi-Autor Adler-Olsen, am 20.9. (20 Uhr) zu Gast in der Uni Hamburg, braucht derlei finanzielle Anreize nicht mehr: Der Mann ist seit seinen phänomenalen Bucherfolgen millionenschwer. In Hamburg stellt er seinen neuen Mørck-Krimi "Verachtung" vor. Zwischen den beiden genannten Polen bewegen sich viele der anderen Gäste, die noch bis zum 22. September beim vierten Festival im Hafen Station machen. Wie Jenny Erpenbeck, die den Liebhabern ernsthafter Literatur seit Jahren ein Begriff ist. Ihr neuer Roman "Aller Tage Abend" ist ein meisterhaft komponiertes Werk, das die Zufälle und Bedingtheiten des Lebens vorführt und von der ersten bis zur letzten Seite fesselt - auf eine merkwürdig dunkle Weise. Zu erleben am 17.9. (21 Uhr) auf der "Cap San Diego".

Vor allem in Amerika sehr bekannt ist der Autor Chad Harbach, der in Übersee mit seinem Roman "Die Kunst des Feldspiels" auf Anhieb einen Riesenhit landete. Er verquickt auf sehr unterhaltsame Art die große Erzählung von der amerikanischen Gesellschaft, die Entwicklungsgeschichte einer Gruppe junger Menschen und das Genre des Sportromans. "Die Kunst des Feldspiels" ist packend, klug und genau die Art amerikanischer Literatur, um die wir, manchmal zumindest, die Leser jenseits des Ozeans beneiden: irgendwie Popcorn, dabei aber von Schichten härteren Erzählfutters unterlegt (14.9., 21 Uhr, "Cap San Diego").

Im Netz bekannter wurde die Hamburgerin Kathrin Weßling, die in ihrem Blog von ihren Depressionen berichtetet hat. Ein Modethema, sicher - man kann seiner überdrüssig sein. So authentisch, wie die 26-Jährige in "Drüberleben. Depressionen sind doch kein Grund, traurig zu sein" (das nicht lediglich ihre Internettexte in Buchform sammelt, sondern neu komponiert: zu einem Text mit noch mehr literarischen Qualitäten) berichtet, werden die Botschaften aus dem Reich der großen Trauer ein Gewinn für die Leser. Weißling nennt das Schreiben über die Krankheit "Buchstaben gewordenes Schreien". (20.9., 19.15 Uhr, Landungsbrücken/MS "Bleichen").

Der Russe Vladimir Sorokin schreibt nicht über sich, sondern über sein Land: Sein neuer Roman "Der Schneesturm" spielt in Russlands ländlicher Provinz, in der von einem seltsamen Virus Infizierte wie Zombies herumrennen. Der Arzt Garin will sie mit einer Impfung retten: Mit einer von 50 Mini-Pferden gezogenen Kutsche kämpft er sich durch den Schnee: Was für ein groteskes Buch - zu hören am 18.9.( 21 Uhr) auf der "Cap San Diego".

Harbour-Front-Festival Karten unter der Abendblatt-Ticket-Hotline T. 30 30 98 98; alle Termine im Internet unter www.harbour-front.org