Der Thriller des Regisseurs Andrés Baiz enttäuscht trotz seines spannenden Beginns als filmischer Essay über Klaustrophobie und Gefangensein.

Es könnte alles so schön sein: Adrián (Quim Gutiérrez) und Belén (Clara Lago) sind bis über beide Ohren ineinander verknallt, soeben haben sie vor den Toren Bogotás eine schnieke Villa bezogen. Einziges Problem: Adrián ist nicht nur Dirigent des örtlichen Philharmonieorchesters, er sieht auch gut aus, sehr zur Freude der Bratschistinnen, die auf einen Flirt hoffen. Da bietet sich Belén die Chance, die Treue ihres Mitbewohners zu testen: Im neuen Heim befindet sich nämlich ein geheimer schalldichter Raum mit Einwegscheibe.

Belén kann unbeobachtet feststellen, was ihr Kerl so treibt. Doch plötzlich fällt die Tür zu, der Schlüssel ist futsch, und die junge Frau gefangen. Der Dirigent ist, wenigstens für kurze Zeit, zerknirscht: Frau spurlos verschwunden, und die Polizei verdächtigt ihn des Mordes. Doch dann bleibt die schöne Kellnerin Fabiana (Martina García) über Nacht, und Belén muss hilflos mit ansehen, wie Adrián sein Leben wieder aufnimmt ...

Der neue Film des kolumbianischen Regisseurs Andrés Baiz beginnt durchaus spannend als filmischer Essay über Gefangensein und Klaustrophobie, über Eifersucht und Panik. Eine junge Frau in einer Todesfalle, mit wenig Wasser und Dosenfutter, das vor 60 Jahren eingeschweißt wurde - ein beklemmender Gedanke, der durch die Horrorgeschichten eines Edgar Allan Poe, "Lebendig begraben" etwa, inspiriert ist.

Doch dann überdreht Baiz die Schraube und kommt auf eine dramaturgische Wendung, die seinen Film fast schon ins Lächerliche zieht. Auch die vielen thematischen Anspielungen verfolgt er nicht weiter. Stattdessen zeigt Baiz schöne Menschen in einer unschönen Situation. Sie bemühen sich redlich, Angst und Trauer, Eifersucht und Erschöpfung, Hinterlist und Gemeinheit auszudrücken. Doch vergeblich - man glaubt ihnen nicht.

Bewertung: annehmbar

"Das verborgene Gesicht" Kolumbien/ Spanien 2011, 95 Minuten, ab 12 Jahren, R: Andrés Baiz, D: Quim Gutiérrez, Martina García, Clara Lago, täglich im Studio-Kino, in der UCI-Kinowelt Othmarschen-Park; Infos im Internet: www.fox.de