Das lose und doch von Kontinuität geprägte Heidelberger Kollektiv De Phazz lädt am 18. September zu Grooves im Uebel & Gefährlich.

Hamburg. Lounge-Musik, Easy Listening, Café del Mar, Ibiza-Feeling. Elektronische Klangteppiche. Wellness-Tapeten. Von den einen bis heute verehrt, von den anderen kopfschüttelnd verschmäht. So sehr klingt das nach den 1990er-Jahren. Jenen vermeintlich seligen Zeiten, in denen der Zeiger an der Börse stetig nach oben zeigte. Angesichts von Finanzcrash, Ressourcenverknappung und kollektiver Depression mutet die Softness dieser Klänge seltsam anachronistisch an.

Für Cocktails, High Heels und Ledersofas steht bis heute De Phazz. Die Band um den Heidelberger Pit Baumgartner hat seit ihrer Gründung im Jahr 1997 die License to chill. Doch im Gegensatz zu den Fährnissen des DAX und zum globalen Gefühlsindex ist die Band ein Muster an Kontinuität.

Mit "Audio Elastique" liegt ein neues Album, inzwischen das neunte, in den Regalen. Und auch darauf widersetzt sich die Band erneut jedem Zwang zur Neuerfindung. Die Wurzeln der Band liegen in den 1960er- und 70er-Jahren. Im Black-Music-Repertoire der Motown-Ära, die auch den Souljazz gebar. De Phazz kreuzt ihn mit DJ-Culture und Coolness. Die Band hat sich selbst einmal als Zukunftsvision des Jazz verstanden und firmiert heute unter Nu Jazz. Namen sind aber auch zweitrangig, wenn ein Konzept von der ersten Note an durchgezogen wird. Noch immer sind die Grooves von lässiger Eleganz.

Eine relaxte Fusion aus Jazz, Funk, Latin-Rhythmen, Motown-Soul und DJ-Culture, eher unterkomplex strukturierte Melodien, die der bekennende Hörspielfan Baumgartner mit Sprachfetzen und Geräuschen verschränkt. Eine veritable Weiterentwicklung lässt sich auf dem neuen Werk beim besten Willen nicht erkennen. Alter Wein in neuen Schläuchen. De Phazz produziert Klänge, die zwar auf die ersten Takte nicht wie für die Ewigkeit geschaffen klingen, aber deren Halbwertszeit inzwischen längst Achtung abringt.

Songs wie "Timeless Times" oder "Funk Desaster" erinnern an die ironische Verknappung früherer Songtitel wie "Depression Royale" oder "Garbo Goodbye". Es finden sich auch ironische deutschsprachige Lieder wie "Männer, die Pokale küssen". Seit 1997 existiert die Band in variierenden Besetzungen. Rund 20 aktuelle und ehemalige Mitglieder zählen zum Bandkosmos. Eine schöne Konstante ist die auch solo erfolgreiche Soulsängerin Pat Appleton. Auch Karl Frierson und Barbara Lahr zählen weiter zum Kern der Band. Das noch aus seligen Zeiten von Schmuse-Gesängen à la Sade oder George Michael geschätzte, danach über lange Jahre im Pop verschmähte Saxofon kommt auf "Audio Elastique" zu neuen Ehren. Ansonsten allerlei Samples, die mit verschiedenen Lead-Instrumenten und unter anderem Appletons schön rostiger Stimme collagiert werden. Für den Live-Auftritt am Dienstag, dem 18.9., im Uebel & Gefährlich wird die Band sich wie üblich mit einer Horde hochkarätiger Gastmusiker verstärken, die für eine angemessene Soundfülle und unbedingte Tanzbarkeit sorgen. 2009 trat De Phazz zur Feier eines Best-of-Projektes sogar mit Bigband auf.

Die langjährigen Erfolge lassen Baumgartner nicht übermütig werden. Er selbst hält sich nach wie vor für keinen herausragenden Musiker. In jungen Jahren stieg er aus diversen Folkbands aus, nach eigener Aussage bevor er sich blamieren konnte. "Ich bin ein Cutter", sagt er. "Schnipsel, deren Klang mich neugierig macht, füge ich zusammen." Das tut er in der Tat sehr gekonnt und elegant. Seit Jahren schon will Baumgartner Haken schlagen und Kurven drehen. Und dabei trotzdem wiedererkannt werden. Das dürfte auch mit seinem neuen Werk gelingen.

De Phazz Di 18.9., 21.00, Uebel & Gefährlich (U Feldstraße), Feldstraße 66, Karten zu 28,30 im Vvk.; www.dephazz.com