Christa Goetsch fordert: “Der Senat muss Klinken putzen.“

Hamburg. "Zustandsbeschreibung" - dieses neutrale Wort bekommt einen bitteren Beigeschmack, wenn man es aus dem Mund von Vertretern der Hamburger Kinder- und Jugendkultur hört. Die Rede ist von dem "Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkultur in Hamburg 2012", das der Senat der Bürgerschaft im Juni vorgelegt hat. "Dem Konzept fehlt eine Zukunftsperspektive", kritisiert Christa Goetsch, die kulturpolitische Sprecherin der Grünen-Bürgerschaftsfraktion. "Der Senat darf die Modellregion Hamburg nicht gefährden." Für heute Abend lädt Goetsch in den Bürgersaal des Rathauses. Es diskutieren Wolfgang Zacharias, Vorstand der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung, Vertreter der LAG Kinder- und Jugendkultur und Stadtkultur Hamburg sowie Vertreter der Bürgerschaftsfraktionen.

Der Begriff "Modellregion" benennt das Vorhaben, das der Senat 2004 in seinem damaligen Rahmenkonzept formulierte: Die kulturelle Bildung der Kinder und Jugendlichen sollte sowohl über die Schulen als auch über ein außerschulisches, eigenständiges Netz der jugendkulturellen Einrichtungen gefördert werden. Zusammenschlüsse wie die LAG Kinder- und Jugendkultur und Projekte wie "KinderOlymp" oder "TuSch" zeugen von den Bemühungen, alle Kinder zu erreichen, und nicht nur die aus ohnehin bildungsnahen Elternhäusern. Die Vorreiterrolle hatte Hamburg in den Augen von Fachleuten erreicht: "Hamburg ist in ganz Deutschland beispielhaft gewesen", sagt Wolfgang Zacharias. "Aber jetzt müsste aufgestockt werden." Und das liegt, man ahnt es, nicht gerade in der Luft. Bei den anstehenden Haushaltsdebatten ist zwar offenbar keine Kürzung der staatlichen Mittel zu fürchten. Doch führt der Senat auch private Fördermittel auf, ohne deren Engagement viele Projekte undenkbar wären - und die sind für den Doppelhaushalt 2013/14 bei rund 350 000 Euro weniger als im Vorjahr. "Da muss der Senat eben Klinken putzen", fordert Goetsch.

Kultursenatorin Kisseler verweist darauf, dass sie nur in den Haushalt einstellen könne, was bereits fest zugesagt sei: "Selbstverständlich werden wir nicht nachlassen, weitere Mittel einzuwerben, um trotz schwieriger Wirtschaftslage die gleiche private Unterstützung zu bekommen wie in den letzten Jahren."

"Kinder- und Jugendkultur: Modellregion vor dem Aus?" heute, 19.00, Rathaus, Bürgersaal (S + U Jungfernstieg), Rathausmarkt 1, Eintritt frei