In der neuen Sat.1-Komödie “Es kommt noch dicker“ legt Schauspielerin Wolke Hegenbarth deutlich an Gewicht zu - ist aber alles Silikon.

"Es kommt noch dicker" ist eine typische Sat.1-Komödie. Wer ein genial-ironisches Pointenfeuerwerk erwartet, wird ebenso enttäuscht sein wie jemand, der Einfühlungstränen über Adipositas-Selbsthilfe-Verzweiflung vergießen möchte. Die Verwandlung der dünnen, schlauen, aber arroganten Jessica in eine schlaue Dicke, und die Verzauberung der doofen, dicken Rike (Theresa Underberg) in eine schlanke, doofe Vorgesetzte hat etwas von einem Märchen, aber dann wird die ganze Serienseelenwelt durchdekliniert: Intrigen, Liebe unter Pfunden, ein entblößter Hintern mit Todesfall, ein Tanzwettbewerb, die Hoffnung auf Rückverwandlung. Wolke Hegenbarth, Jahrgang 1980 und serienerprobt ("Die Camper", "Mein Leben und Ich"), ist eine Idealbesetzung. Sie schafft Identifikation und man glaubt ihr den Satz: Es war meine größte Herausforderung.

Hamburger Abendblatt: Wir sprechen mit einer schlanken, schönen Schauspielerin, obwohl Sie in der Serie überwiegend übergewichtig erscheinen. Sorgen brauchen wir uns aber nicht zu machen?

Wolke Hegenbarth: Nein. Sie können aber bewundern, was Maskenbilder für Künste beherrschen. Um die Rolle einer Hotelmanagerin glaubhaft zu spielen, die auf einen Schlag über Nacht viele Kilos zunimmt und aus dem bisherigen Leben geworfen wird, verbrachte ich täglich fünf Stunden in der Maske.

Man denkt, abnehmen wäre hart.

Hegenbarth: Von wegen. 5 Uhr wecken, 5.30 Uhr Abfahrt, Frühstück im Auto, ab sechs auf dem Schminkstuhl. Nichts mehr essen, das Gesicht wird zur Arbeitsfläche für drei Maskenbildner. Die legten eine Silikon-Prothetik an. Fettwülste auf die Haut, Figur verändern, das ganze Programm.

Sich das Gewicht für die Rolle anfressen, wäre das nicht leichter gewesen?

Hegenbarth: Niemals. Ich hätte mich verdoppeln müssen. Was für eine Beeinträchtigung meines Körpers. Schließlich will ich in meinem Leben auch noch mal andere Rollen spielen.

Früher machte Sat.1 Quote mit "natürlichen" Dicken. Günter Strack, Otti Fischer.

Hegenbarth: Dickere Männer sieht man schon manchmal. Aber ich möchte festhalten, dass für die meisten Frauen Schlanksein unbarmherziger Druck ist. Nur in einer komödiantischen Body-Switch-Nummer gestattet das Medium Ausnahmen.

Hat Sie die Silikon-Pampe im Gesicht am Spielen gehindert?

Hegenbarth: Die Üs zu sprechen fiel am Anfang nicht leicht, der Kiefer war unbeweglicher.

Was ist denn innerlich mit Ihnen passiert, wenn Sie sich in den neuen Körper versetzten?

Hegenbarth: Ich fühlte mich wortwörtlich in Watte gepackt. Dieser große neue Körper hat mich zeitweise von meiner Umwelt abgeschnitten. Kollegen hatten das Gefühl, nicht mehr an mich heranzukommen. Ich wirkte auf mein Umfeld unnahbar, das war für mich eine ganz neue Erfahrung.

+++ Hegenbarth: "Scheidung per Skype beschlossen" +++

"Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein" heißt es in Shakespeares "Julius Cäsar". Gemeint war wohl, dass Dicke zufriedener sind und wegen der angenommenen Gemütlichkeit keine Rebellion im Schilde führen.

Hegenbarth: Das ist es ein Klischee.

Als Zuschauer hätte man sich genauso viel Aufwand wie für die Maske für den Dialogwitz gewünscht. Es gibt wenig Ironie für eine Comedy. War das Absicht?

Hegenbarth: Wenn der kritische Zuschauer das so sieht ... Ich kann das nicht bestätigen.

Wollte man eine Comedy mit Herz?

Hegenbarth: Ich würde es eine Dramedy nennen. Komödie und Drama wechseln sich in Bruchteilen von Sekunden.

Welches Drama meinen Sie?

Hegenbarth: Es ist schwierig, wenn man sich immer rechtfertigen muss, warum man dünn ist und noch nie eine Diät gemacht hat. Aber mir ist diese Gewichts-Hysterie fremd.

Es gibt keine Rückverwandlung in die ursprüngliche Wolke, der Zuschauer fremdelt.

Hegenbarth: Der Zuschauer muss das verstehen. Wir wollen die Comedy fortsetzen.

"Es kommt noch dicker" ab heute, 20.15 Uhr, Sat.1