Wer Sophie Rois einmal begegnete, vergisst das nie. Geborene Schauspielerin, die sie ist, beherrscht Rois automatisch die Szene. Egal ob auf der Bühne wie jetzt bei der Schauspielhaus-Premiere "Neues vom Dauerzustand" oder in der Hotelhalle. Erklingt ihre brüchige Stimme, merken die Leute auf. Die große Unberechenbare gibt die kleine Unscheinbare, um sich dann mit einem lauten Lachen, einer ausladenden Geste ungeteilte Aufmerksamkeit zu verschaffen und beim Sprechen übers Theater in Rage zu reden.

Zur Beruhigung ordert Rois Pfefferminztee - und kippt dann, ganz Diva, einen Whiskey Sour hinterher. Selbstbewusstsein habe sie lange nicht gehabt, bekennt die Tochter eines Lebensmittelhändlers. Nach der Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar flüchtete sie aus Österreich nach Berlin, jobbte und begegnete schließlich Frank Castorf. Erst nach 30 startete Rois durch, avancierte zum Volksbühnen-Star und machte eine späte Karriere im Theater und beim Film ("Drei").

Mit Autor und Regisseur René Pollesch bildet Rois ein künstlerisches Dream-Team. Privat lässt sich die 51-Jährige ungern in die Karten schauen; auf der Bühne "schert sie sich nix", wie man in ihrer Heimat sagt. Obwohl sich "die Rois" treu bleibt, weiß sie immer wieder zu überraschen. Jetzt wurde sie zur Schauspielerin des Jahres gekürt. Für Pollesch ohnhin ein klarer Fall: "Sie ist ein Wunder."