Ein feines Kammermusikfest lädt auf Klangwege jenseits des Mainstreams

Man muss die Idee haben, dabei liegt sie eigentlich auf der Hand: Auch ein Festival, das sich der Kammermusik nur eines Landes widmet, kann seinen Hörern jede Menge Entdeckungen bieten und mühelos mehrere Auflagen erleben. In Hamburg ist es die russische Kammermusik zwischen Spätromantik und Moderne, der sich ein kleines, rühriges Organisatorenteam bereits zum dritten Mal zehn Spätsommertage lang widmet. Das Russische Kammermusikfest Hamburg - ersonnen vom Verein Musikförderung e. V., maßgeblich finanziert von der Hans-Kauffmann-Stiftung, mit einer milden Gabe der Kulturbehörde in Höhe von 1000 Euro bedacht und begleitet von guten Worten und noch besseren Beziehungen des Generalkonsulats der Russischen Förderation - geht diesmal im kleinen Saal der Laeiszhalle und in der Kulturkirche Altona über die Bühne.

Wie in den beiden Jahren zuvor liegt der Ehrgeiz nicht in der Präsentation von Repertoire, das andere auch und womöglich (noch) sachkundiger spielen; vielmehr geht es den Veranstaltern um die Entdeckung von Namen, die bei uns noch kaum einer kennt.

Was man vielleicht nicht von jeder Musik sagen kann, gilt doch für die im Russland des 20. Jahrhunderts uneingeschränkt: Leben und Werk ihrer Schöpfer lassen sich nicht trennen. Immer sind es auch die politischen Verhältnisse, die Komponisten dort zu dem werden ließen, was sie wurden.

In diesem Jahr widmet sich das Kammermusikfest Nicolaj Roslawez (1880-1944), der in den 1910er-Jahren noch als großer Hoffnungsträger einer russischen Avantgarde galt, nur um wenig später ausgegrenzt, diffamiert und bis ans Ende seines Lebens klangtot gemacht zu werden. Eine Einführung in sein Werk liefert die Musikwissenschaftlerin Marina Lobanowa, die ihrerseits zu Sowjet-Zeiten Repressalien erdulden musste, weil sie sich für Roslawez' Ehrenrettung und die Anerkennung seines eigenen Wegs in die musikalische Moderne einsetzte (16.9., 16.30 Uhr). Interpreten wie Maria Lettberg (Klavier), das Keller-Quartett, das Duo Daniel Austrich (Violine) und Anna Zassimova (Klavier), ein Quartett um den Geiger Mark Lubotsky sowie das Gewandhausquartett Leipzig sorgen in diesem Jahr für eine Horizonterweiterung des Publikums Richtung Osten.

3. Russisches Kammermusikfest Hamburg Eröffnung So 9.9., 20.00, Konzerte bis 20.9. Laeiszhalle, kleiner Saal (U Stephansplatz), Eingang Gorch-Fock-Wall, Tickets zu 20,-/erm. 10,-, Festivalkarte zu 70,-/erm. 35,- unter T. 390 84 81 oder www.russisches-kammermusikfest.de