Die außergewöhnliche Pop-Chanteuse Kimbra bezaubert am 6. September im Gruenspan

Hamburg. Perez Hilton war begeistert. "This is cool! So coool!", schrieb er schon im August 2010 in seinem Prominenten-Blog, der monatlich immerhin 100 Millionen Besucher hat, über Kimbra und ihren Song "Settle Down". Damals hatte außerhalb Neuseelands noch kaum irgendjemand von der jungen Sängerin gehört. Aber Hilton hört ja das Gras wachsen, auch wenn nicht jede seiner Meldungen aus dem Reich des Showgeschäfts immer der Wahrheit entspricht. In Sachen Übertreibungen ist der kalifornische Blogger auch ganz weit vorne, also verglich er die Nachwuchssängerin gleich mal mit Nina Simone. Und mit Florence Welch. Und mit Björk.

Auch wenn die Vergleiche nach nur einem Song etwas hoch gegriffen waren, lag Perez Hilton dennoch nicht völlig daneben. Kimbra hat eine soulige Stimme, "Settle Down" erinnert mit seinem archaischen Beat an den opulenten Pop von Florence & The Machine und ihre manchmal etwas sperrigen Songs sind von Björk beeinflusst. Was wirklich an diesem neuseeländischen Wunderkind dran ist, können musikaffine Fans am 6. September im Gruenspan überprüfen, denn dort gibt Kimbra ihr Hamburg-Debüt.

Eine Unbekannte ist sie jedoch nicht, auch wenn ihr Album "Vows" erst im Frühsommer in Deutschland erschienen ist. Ihre Video-Clips bei YouTube wurden mehr als drei Millionen Mal geklickt, außerdem singt sie auf Gotyes Song "Somebody That I Used To Know" mit, und der belegte auch in Deutschland Platz eins.

Auf "Vows", ihrem Debütalbum, ist zu hören, dass Kimbra keine Popmusik von der Stange macht. Sie geht Wagnisse ein, etwa in dem sperrigen "Old Flame". Sie holt Musik aus ganz unterschiedlichen Genres zusammen und kreiert daraus eigenständige Nummern. "Sally I Can See You" erinnert in seiner Opulenz an Kate Bush, in "Home" operiert sie ebenfalls mit wuchtigen Chören, ein Song wie "Good Intent" dagegen beschränkt sich auf einen akustischen Bass, ein paar Rasseln und eine Marimba. Als Einflüsse nennt Kimbra so unterschiedliche Musiker wie The Mars Volta, Rufus Wainwright und Jeff Buckley. "Ich liebe Musik, die mich überrascht und die mich emotional fesselt", sagt sie. Diesen Anspruch stellt sie auch an ihre eigene Musik, sie möchte Popmusik machen, die Grenzen überschreitet.

Angefangen hat sie als Zehnjährige. Damals schrieb das junge Mädchen seinen ersten Song, zwei Jahre später schenkte ihr Vater ihr eine Gitarre, weitere zwei Jahre später belegte sie bei Rockquest, einem Talentwettbewerb in Neuseeland, den zweiten Platz. Ihre Eltern hätten es lieber gesehen, wenn Kimbra Französisch und Theaterwissenschaften in Auckland studiert hätte, doch sie entschied sich, von Neuseeland nach Melbourne in Australien zu gehen, um ihre Karriere als Musikerin voranzutreiben. Ihr Manager Mark Richardson verschaffte ihr schließlich einen Vertrag bei Warner Music, nachdem Kimbra bereits die Singles plus die dazugehörigen Videos von "Settle Down" und "Cameo Lover" in Australien veröffentlicht hatte.

Die Zeiten, in denen sie nur mit Gitarre unterwegs war, sind inzwischen auch vorbei. Wenn Kimbra auf Tour geht, wird sie von einer fünfköpfigen Band begleitet. Dass sie es jedoch spielend versteht, auch als Solistin die volle Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen, bewies sie in diesem Jahr beim SXSW-Festival in Austin. Innerhalb von vier Tagen spielte sie dort acht Showcases - mit Band oder eben allein. Beim Spotify-Showcase zum Beispiel reichten ihr ein Mikro und ein Sequencer, um eine beeindruckende Performance von "Settle Down" hinzulegen. Später im Fader Fort rockte sie dann mit ihrer Band das Haus vor ein paar Tausend begeisterten Zuhörern. Am Ende des riesigen Festivals mit mehr als 2000 Bands gehörte Kimbra zu denen, die den nachhaltigsten Eindruck hinterlassen hatten.

Um ihre musikalische Zukunft braucht sich die 22 Jahre alte Neuseeländerin ebenfalls keine großen Sorgen machen. Während andere Künstler nach dem Debütalbum oft gehörige Zeit brauchen, um neue Songs zu schreiben, kann Kimbra sich entspannt zurücklehnen. In den vergangenen fünf Jahren hat sie mehr als 100 Songs geschrieben. Daraus könnte sie entspannt die nächsten Platten gestalten. Man kann sicher sein, dass diese talentierte Künstlerin nach "Vows" noch weitere Überraschungen in petto hat.

Kimbra Do 6.9., 20.00, Gruenspan (S Reeperbahn), Große Freiheit 58, Eintritt 24,- (Abendkasse); www.kimbramusic.com