Bunter Pop, Revue und Spiele mit der britischen Exzentrikerin Gabby Young und ihrer Band Other Animals am 9. September im Knust.

Hamburg. Das zweite Album von Gabby Young & Other Animals erscheint in Deutschland zwei Tage vor ihrem Auftritt am 9. September im Knust. Das ist eine wichtige Information für alle, die "The Band Called Out For More" mit ins Konzert schmuggeln wollen, um vielleicht eine Unterschrift abzustauben. Unser Tipp: Die CD am besten originalverpackt lassen, denn wir sind immer noch damit beschäftigt, die achteckige, patentgefaltete Papphülle wieder in ihre Ursprungsform zu zaubern. Das Garbage-Album "Beautiful Garbage" (2001) erschien damals in ähnlicher Form und steht immer noch stümperhaft zusammengestoppelt im CD-Regal ...

Dabei lohnen sich Öffnen und Hören von "The Band Called Out For More" fraglos. Die 1984 in Bath geborene Sängerin und Songschreiberin und ihre achtköpfige Londoner Band sind eine der bemerkenswertesten britischen Formationen der vergangenen Jahre. Sanft und doch bestimmt verbiegt der rothaarige Paradiesvogel die Gitter des goldenen Käfigs gängiger Pop-Konventionen. 13 Lieder reihen sich aneinander wie eine circensische Nummernrevue, ein Balladen-Ballett, eine Beat-Burlesque.

Jazz, Rock, Swing, Mariachi, Balkan-Folklore. Gitarre, Drums, Klarinette, Mandoline. Alles dreht sich wie ein Kaleidoskop oder das wirrbunte achteckige CD-Cover. Und doch hält Alphatier Gabby Young mit glockenheller Stimme und (schwarz-)humorigen Texten die Herde immer an der langen Leine. Klang das erste Album "We're All In This Together" (2009) noch etwas unentschieden, so sind die luftigen Melodien, die ganze Ausstrahlung auf dem Nachfolger so einnehmend und souverän, wie es einer britischen Exzentrikerin gebührt.

In jedem Takt hört man Meilensteine des kurzen, aber harten Weges von Gabby Young. Mit elf Jahren beginnt sie zu singen, schon ein Jahr später ist sie jüngstes Mitglied aller Zeiten im National Youth Choir. Aber das reicht nicht. Wo immer ein Open-Stage-Abend stattfindet oder eine Jazz- respektive Hardrock-Band Verstärkung braucht, ist sie zur Stelle. Doch erst nach einer Schilddrüsenkrebs-Operation - Gabby ist 22 - verzichtet sie auf alle Kompromisse und lebt ihre Pop-Fantasien aus.

Sie trommelt 2008 die Other Animals zusammen, gründet mit ihren Eltern ihr eigenes Label Gift Of The Gab und finanziert es auch durch Crowdfunding. Fans, die spenden, bekommen CDs, Tickets, Backstage-Einladungen oder dürfen Ideen für Songtexte entwerfen. Für ihren großen Traum, ein eigenes Orchester mitsamt Chor, hat es bislang noch nicht gereicht. Aber das bekommt sie sicher auch noch hin. Und das, bevor wir "The Band Called Out For More" irgendwie wieder zusammengefaltet haben.

Gabby Young & Other Animals So 9.9., 20.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 17,90 im Vvk.; www.gabbyyoungandotheranimals.com