Vierteiler: Steinzeit - Das Experiment. So/Mo, 21.45 Uhr ARD
Die Suppe schmeckt nicht. Das Korn lässt sich nicht mahlen. Und obwohl es Sommer ist, tropft der Regen bereits durchs Dach. Manches hat sich die "Sippe" einfacher vorgestellt, als sie sich für das ARD-Großprojekt "Steinzeit. Das Experiment" bewarb. Dennoch: Die 13 Männer, Frauen und Kinder bereuen ihre zweimonatige Zeitreise in eine Welt wie vor 5000 Jahren nicht. "Vor allem unsere Kinder möchten sofort wieder zurück", sagt Britta Matthes.
Mit dem Format setzt der Sender zwar die Idee fort, Menschen für eine bestimmte Zeit in die Vergangenheit zu schicken (Vorgänger waren beispielsweise das "Schwarzwaldhaus 1902"). Damit es aber nicht nur ein weiterer Abklatsch solcher Erfolgsreihen wird, sollte es wissenschaftlicher sein. Und so wurden erstens Archäologen, Schlafforscher, Überlebenstrainer und Zahnmediziner mit eingebunden, zweitens gibt es in ganz Deutschland Ausstellungen zur vierteiligen Serie (Folge 3 gibt es am Montag, 4. Juni; Folge 4 am Montag, 11. Juni). In Hamburg zeigt das Helms-Museum von der "Sippe" hergestellte Werkzeuge, aber auch echte Funde aus der Jungsteinzeit. Die Zeitreise soll dadurch den Reality-Soap-Charakter verlieren und an Substanz gewinnen. "Living science" - "lebendige Wissenschaft" nennen Fernsehmacher dies Projekt.
Los ging das Experiment im vergangenen Sommer. Zur Vorbereitung lernten die Teilnehmer in einem einwöchigen Crashkursus, wie man Feuer mit einem Feuerstein macht oder Korn mahlt. Dann wurde für die Steinzeitsippe ein Dorf, bestehend aus drei Pfahlbauhütten, im Hinterland des Bodensees, an einem kleinen, beschaulichem Weiher, errichtet. Dazu gab es drei Kühe, zwei Wollschweine, eine Ziegenherde und einen ein Hektar großen Acker mit Nacktweizen sowie einige Vorräte wie Trockenfleisch und Getreide. Geschlafen wurde in einem engen Raum, auf nacktem Lehmboden mit Fellen. Werkzeug musste ebenso selbst gemacht werden wie ein wärmendes Feuer. Letzteres sollte sich im vergangenen nasskalten August als besonders wichtig erweisen. Nach tagelangem Dauerregen und sieben Grad Durchschnittstemperatur drohte das Steinzeit-Experiment dann auch fast zu scheitern. Damit wenigstens das Nachtlager wieder trockengelegt werden konnte, durften sich die sieben Erwachsenen und sechs Kinder eine Nacht lang mit frischen Daunendecken wärmen, und das Dach wurde mit einer ganz und gar nicht steinzeitgemäßen Plastikplane bedeckt. Selbst das Archäologenteam unter Leitung von Gunter Schöbel, dem Leiter des Pfahlbaumuseums in Unteruhldingen, war ratlos, womit die echten Jungsteinzeitmenschen ihre Hütten wasserdicht gemacht hatten.
"Wir haben ganz bewusst zwei Familien und drei Freunde gewählt, die sich schon vorher gut kannten", sagt SWR-Redakteurin Stefanie von Ehrenstein. "Dadurch wollten wir die sonst üblichen Grabenkämpfe vermeiden und die Aufmerksamkeit stärker auf die Herausforderungen der Steinzeit lenken."
Zudem wurden Personen ausgesucht, die ihre Lebenserfahrung nutzen konnten: Britta Matthes und Oliver Junker-Matthes leben beispielsweise auch privat großenteils ohne Strom, haben Erfahrungen im Pflanzenanbau. Die zweimonatige Auszeit mit Arbeit und Schule zu vereinbaren war kein Problem: "Bei Ingo Schuster war der Arbeitgeber sogar froh", so Ehrenstein, "denn er arbeitet in einem Museum - und hilft dort, die Steinzeitabteilung aufzubauen." (hpam)
- Die Steinzeit-Kinder Sonnabend, 10.30 Uhr, und Pfingstmontag, 8.55 Uhr
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