“Herr Wichmann aus der dritten Reihe“ ist die Fortsetzung von “Herr Wichmann von der CDU“, den Regisseur Andreas Dresen 2003 drehte.

Abaton. Zimmerpflanzen hat Henryk Wichmann nun wirklich bald genug. Reichlich wird er mit dieser domestizierten Vegetation bedacht, als er ein neues Abgeordnetenbüro eröffnet, es ist schon sein drittes. "Ein bisschen was Grünes fürs Büro ist immer gut", sagt einer der Besucher. Auch gut sind das Kruzifix an der Wand und die deutsche Flagge auf dem Tisch.

Sonst hat es Herr Wichmann mit der Farbe Grün aber nicht so, denn er ist ein Schwarzer. Für die CDU sitzt er im Brandenburgischen Landtag. Er möchte den Bürgern aus der Uckermark, deren Interessen er vertritt, ganz nah sein. Das gelingt unterschiedlich gut, denn ihm schlägt bei seiner "Kundschaft" auch schon mal eine geballte Portion Fremdenhass entgegen, der er geschickt den Wind aus den Segeln nimmt. Er soll dafür sorgen, dass sich Unternehmen in der Gegend mit der dünnen Infrastruktur ansiedeln. Stattdessen muss er mit Tierschützern darüber streiten, inwiefern der Bau eines Radweges den Schreiadler in seinem Brutverhalten nachhaltig schädigt.

"Herr Wichmann aus der dritten Reihe" ist die Fortsetzung von "Herr Wichmann von der CDU", in dem Regisseur Andreas Dresen den Kommunalpolitiker schon 2003 begleitete. In der Fortsetzung zeigt sich Wichmann als gereifter und zum Teil rührend engagierter, manchmal aber immer noch naiv wirkender Politiker. Sein Handwerk betreibt er zwar ausgebuffter, aber er kämpft weiterhin gegen bürokratische Windmühlenflügel an. Dresen ("Sommer vorm Balkon") beobachtet zurückhaltend und stellt seinen Protagonisten nicht bloß. Sein Film zeigt Politik von ganz unten und ist ein manchmal lustiges, dann wieder erschütterndes Stück deutscher Landeskunde. Dresen und Wichmann stellen den Film heute im Abaton vor.

"Herr Wichmann aus der dritten Reihe" heute, 20.00, Abaton (Metrobus 4 + 5), Karten 7,50/6,50; www.abaton.de