“The Spiral“ ist ein fünfteiliger, interaktiver TV-Krimi auf Arte, bei dem der Zuschauer im Internet mitraten kann. Kriminalfall aus Museumsmilieu.

Hamburg. Es scheint ein beachtlicher Erfolg für die gerade erst eingerichtete Art Division von Europol zu sein, die europaweit Kunstkriminalität bekämpfen soll: Stolz verkündet die Chefermittlerin Rose Dubois, dass es ihrer Gruppe gelungen sei, den weltbekannten Streetart-Künstler Arturo zu verhaften. Für Dubois ist Arturo nicht in erster Linie Künstler, sondern vor allem ein Krimineller, der mit seinen spektakulären Aktionen Schäden in Millionenhöhe verursacht hat.

Die erste Folge der fünfteiligen interaktiven Fernsehserie "The Spiral" schildert einen Ermittlungserfolg, der sich allerdings schon bald darauf als enormer Fehlschlag erweisen wird. Zwar gelingt es Rose Dubois, gespielt von der Belgierin Lien van de Kelder, und ihrem raubeinigen finnischen Kollegen Juha Virtanen (Tommi Korpela), den erfolgreichen Künstler Victor Detta (Johan Leysen) als Arturo zu identifizieren und ihm nachzuweisen, dass er es war, der bei einer Vernissage im Haus des zwielichtigen Vorstandschefs Torben Jensen täuschend echt wirkende Euro-Noten vom Glasdach regnen ließ. Unter der Parole "Art, not Money" sollte so die Kopenhagener Kulturschickeria in ihrer Geldgier entlarvt werden. Eine ausrangierte Druckmaschine, die nach der Euro-Einführung eigentlich in Belgien hätte verschrottet werden müssen, führte die Ermittler nach Kopenhagen und dort in das Lager- und Atelierhaus von Victor Detta, der sofort als Arturo festgenommen wird.

Aber während Dubois noch ihren Erfolg auskostet und sich auf einer Konferenz gegen die Kürzung der Mittel für ihre Abteilung zur Wehr setzt, trifft nach und nach aus sechs nordeuropäischen Ländern die Meldung ein, dass buchstäblich zur gleichen Zeit sechs der bekanntesten Gemälde der Welt gestohlen worden sind und an den verwaisten Museumswänden jeweils eine Spirale angebracht wurde - das Logo der Aktion. Der Coup trägt Arturos Handschrift, aber der kann es nicht gewesen sein, da er sich in Haft befindet.

In "The Spiral" erzählt der belgische Regisseur Hans Herbots einen spektakulären Kriminalfall aus dem Kunst- und Museumsmilieu, den man zunächst leicht zu durchschauen meint: Junge Künstler und Kunstaktivisten aus der Kopenhagener Kommune "The Warehouse", deren Förderer und Mentor Victor Detta ist, ziehen die noch von ihm geplante simultane Museumsraubaktion hochprofessionell durch und lassen die Öffentlichkeit per Internet daran teilhaben. Anders als bei konventionellen Kunstdiebstählen geht es hier aber nicht darum, die Werke dauerhaft verschwinden zu lassen oder "Lösegeld" zu erpressen, sondern vielmehr um die Anprangerung des Beziehungsgeflechts zwischen Kunst und Geld.

Das wirkt ein bisschen arg plakativ, doch ist die Geschichte durchaus flott erzählt und gewinnt durch die internationalen Schauplätze zusätzlich an Reiz. Und der "Tatort Museum" ist hervorragend ins Szene gesetzt. Vor allem für kunstaffines Publikum dürfte es reizvoll sein, sich online an der Recherche zu beteiligen.

Auf "The Spiral - Der Block" kann man sich zum Beispiel über die gestohlenen Kunstwerke austauschen: Aus dem Stockholmer Nationalmuseum haben die Aktivisten ein Strindberg-Porträt von Carl Olaf Larson, aus dem Van Abbemuseum im holländischen Eindhoven ausgerechnet das kubistische Frauenporträt entwendet, das 2011 als erstes Picasso-Bild in Ramallah im Palästinensergebiet ausgestellt wurde. Aus dem Osloer Nationalmuseum wurde ein berühmtes Munch-Selbstporträt und aus dem Thorvaldsen-Museum in Kopenhagen ein Porträt des dänischen Bildhauers gestohlen, das Christoffer Wilhelm Eckersberg geschaffen hat. Das Rubenshaus in Antwerpen vermisst ein Selbstporträt des berühmten flämischen Barockmalers und aus dem Didrichsen-Kunstmuseum in Helsinki ist das Gemälde "Mädchen aus Kalifornien" der finnischen Malerin Helene Schjerfbeck verschwunden, die die Hamburger Kunsthalle übrigens 2007 mit einer großen Retrospektive vorgestellt hat.

Was verbindet diese Kunstwerke und warum hat Arturo gerade sie ausgewählt? Darüber kann man auf dem Blog mutmaßen und sich außerdem mit einer geografischen Such-App in ganz Europa auf die Fahndung nach den verlorenen Bildern begeben. Ob das alles so funktionieren wird, muss man abwarten. Spannend ist die von sechs europäischen Fernsehanstalten gemeinsam produzierte und in mehreren Ländern zeitgleich ausgestrahlte Serie über Kunst, Kommerz und das ziemlich undurchsichtige Geschäft mit der Kunst jedoch allemal.

"The Spiral" Arte, heute und an den kommenden Montagen, jeweils 20.15; www.arte.tv/thespiral