Hamburg. Die Philharmoniker machten den Anfang im Reigen der Saisoneröffnungen, die in den kommenden Wochen der Klassikszene bevorstehen. Diese Eröffnung der Eröffnung haben sie und Chefin Simone Young mit Schwung und Charme versehen - und einem Programm, dessen sommerliche Frische und nachsommerliche Melancholie sich glücklich mit dem fast skandinavischen Licht verbanden, das durch die Glasdecke in den Großen Saal der Laeiszhalle fiel.

Den Anfang von Tan Duns "Self Portrait" - zart rollende hohe Töne in den Geigen - verpolterte leider das Geräusch herabfallender Taschen oder Schuhe oder Einrichtungsgegenstände im Auditorium, bei den Bratschen wackelte es gelegentlich, doch dann entfalteten die Künstler Tans typische Klangeffekte: Glissandi, klingende Chinoiserien und ein Kontrabassist als Trommler, alles dabei.

Haydns Sinfonie "Mit dem Paukenwirbel" legte Young als Pastorale an. Diesen Ansatz hielt sie konsequent durch, unterstützt etwa vom feinen, beseelten Solo des jungen Konzertmeisters Konradin Seitzer und natürlich vom beherzten Paukenwirbel. Aber ein paar Kanten mehr hätten der Musik nicht geschadet. Dass bei Haydn Witz und Düsternis oft nah beieinanderliegen, war nicht zu hören. So glitt manches Seitenthema ins Operettenhafte.

Doch zum Konzept passte es. Das bestätigten die Klarinettistin Sabine Meyer und der Bratschist Nils Mönkemeyer mit dem umwerfend musizierten Doppelkonzert von Max Bruch. Dessen unbekümmert romantische Tonsprache kosteten die beiden mit sichtlichem Vergnügen aus: mühelos im Zusammenspiel und delikat nuanciert verschmolzen sie die Klangfarben ihrer Instrumente, duftig und aufmerksam begleitet vom Orchester.

Dagegen nahm sich die abschließende 7. Sinfonie von Sibelius etwas spröde aus. Jedoch - warum nicht einen solchen Vormittag mit einem gedankenschweren Spaziergang beschließen? Young spannte lange Bögen, der Blechbläsersatz verband sich passgenau mit dem Streichertutti - und der unvermittelte Schluss entließ das Publikum mit einem Fragezeichen. Gut so. Ein paar Nüsse kann man schließlich auch an einem sonnigen Morgen knacken.