Richard David Precht hat am Sonntag den ersten ZDF-Talk. Zu Gast ist ein Hirnforscher

Berlin. Kalt abserviert zu werden ist eine Sache. Aber so richtig zornig wurde Peter Sloterdijk erst, als er hörte, wer beim ZDF auf den Sendeplatz nachrücken würde, den zehn Jahre lang sein "Philosophisches Quartett" innegehabt hatte: Richard David Precht. Ausgerechnet. Der ist in Sloterdijks Augen nämlich ein "Popularisator".

Tatsächlich scheiden sich die Geister an dem smarten 47-Jährigen. Die einen sind verrückt nach seinen Büchern, für die anderen ist er schlicht der "Philosoph der Bahnhofsbuchhandlungen" (Stern). Und dazu noch ein selbst ernannter, denn in Wahrheit ist Precht Germanist.

Das ZDF nennt ihn einen "Denker mit Abstand zum akademischen Elfenbeinturm", dessen Werke "zu phänomenalen Auflagenhöhen kamen und kommen". Das ist nicht übertrieben, denn Prechts Bücher schaffen es regelmäßig an die Spitze der Hitlisten. Das bislang erfolgreichste - "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise" - ist in 32 Sprachen übersetzt worden. Kein Wunder, dass der Mann vor Selbstbewusstsein strotzt. Er selbst sieht sich "in der Rolle des öffentlich präsenten Intellektuellen". Die, meint Precht, sei in Deutschland vorher unbesetzt gewesen.

Die Mainzer zeigen sich von dieser Selbstbeschreibung so beeindruckt, dass sie für den Bestsellerautor aus Solingen ein neues Philosophieformat entwickelt haben: "Precht". Premiere ist Sonntagnacht, Thema die Schule. Die These lautet: Lernen macht dumm. "Unsere Kinder", so Precht, "werden von den falschen Leuten nach den falschen Methoden in den falschen Dingen unterrichtet." Sein Gesprächspartner ist der Hirnforscher Gerald Hüther, der mit dem "Begabungskonzept aus dem vorigen Jahrhundert" auch die "quälende Fixierung auf Bestnoten" abschaffen will.

"Precht" wird "live on tape" gesendet. Die Auftaktsendung, so der zuständige Redakteur Peter Arens, sei lediglich um fünf Minuten gekürzt worden. Eine Quotenvorgabe existiere nicht. Precht steht trotzdem unter hohem Erwartungsdruck. Die Mainzer wollen, dass anschließend von ihrer Sendung gesprochen wird. "Das", sagt Arens, "muss Precht schaffen. Das müssen wir mit ihm schaffen."

"Precht": Skandal Schule - Macht Lernen dumm? Sonntag, 23.30 Uhr, ZDF