Zehn Jahre betrieb Adam Bousdoukos die Taverna Sotiris in Ottensen, dann spielte er in Fatih Akins “Soul Kitchen“ - und wurde berühmt.

Hamburg. Wie gern man sich an dieses Gesicht erinnert: an das Gesicht des verzweifelt verliebten Restaurantbesitzers Zinos. Hin- und hergerissen zwischen Frittenfett und einer Frau, immer am Rande des Nervenzusammenbruchs, das spielt Adam Bousdoukos in Fatih Akins Erfolgskomödie "Soul Kitchen" so überzeugend, dass man lange dachte, er sei das wirklich. Kein Wunder, denn der Hamburger war früher selbst Wirt, und das Drehbuch geht auf seine Erfahrungen zurück. Das Erste zeigt den Film am Montag zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr.

Um 10 Uhr morgens sitzt Adam Bousdoukos vor einem Lokal in der Schanze und blinzelt in die Sonne. Früher hätte man ihn um diese Zeit kaum wach angetroffen: Zehn Jahre betrieb er die Taverna Sotiris in Ottensen, hatte spät Feierabend, vom vielen Ouzo, den er oft noch mit den letzten Gästen trinken musste, mal ganz abgesehen. Trotzdem war er leidenschaftlich gern Wirt. "Den Laden abzugeben war so schwer, als ob man sich von einer Frau trennt", sagt er und seufzt. Aber die Zeiten sind vorbei. Jetzt ist er Vater eines kleinen Sohnes, lebt solide, sagt er, und findet: "Ich habe genug Party gemacht."

Auf jeden Fall ausreichend fürs Drehbuch, das er zusammen mit seinem Freund Akin geschrieben hat. Im Laufe der Jahre entstanden 13 verschiedene Fassungen, mehrfach wurde das Projekt verschoben. Dann klappte es doch. Die Erlebnisse im Sotiris waren dafür die Grundlage: Es ist die Geschichte zweier ungleicher Brüder, ein Filou der eine (Moritz Bleibtreu), eine ehrliche Haut, nicht zurechnungsfähig, weil verliebt, der andere (Adam Bousdoukos). Ein Film wie eine Liebeserklärung an Akins Heimatstadt Hamburg.

Bousdoukos erinnert sich gern an die "Dreharbeiten unter Freunden". Seinen Regisseur kennt er schon aus der Schule, bereits bei dessen Filmdebüt "Kurz und schmerzlos" war er 1998 dabei. Nicht so gern denkt der 38-Jährige an eine Einstellung, in der er vor laufender Kamera einen Hähnchenschenkel verspeisen sollte. Kurz zuvor hatte er zu Mittag gegessen. Aber dann war Akin mit den Aufnahmen unzufrieden. Immer wieder ließ er die Szene wiederholen. Bousdoukos aß einen Hähnchenschenkel nach dem anderen. "Am Ende waren es 13 Takes. Und dann kam auch noch der Tonmann und sagte: Kannst du bitte noch einen für mich essen?" Konnte und wollte er aber nicht. "Ich glaube, ich wäre geplatzt." Also sprang der Regisseur selbst ein, obwohl er eigentlich Vegetarier ist.

Mit "Soul Kitchen" glaubten die Filmemacher zuerst, sie hätten einen Film gedreht, der nur regionale Bedeutung haben würde. Aber dann kam die Einladung nach Venedig, wo die Komödie einen Preis gewann. Auch international wurde sie ein Erfolg, weil sie sich auch als Kampf eines kleinen Mannes gegen die Auswirkungen der Gentrifizierung interpretieren ließ.

Bousdoukos ist eigentlich ein Kumpel-Typ. In der Komödie "Vatertage", die am 13. September in die Kinos kommt, wirkt er wie das Gegenteil: Er spielt darin zusammen mit Heiner Lauterbach ein schwules Pärchen. Wie bereitet man sich darauf vor?

Bousdoukos ging gleich bei der ersten Drehbuchlesung in die Offensive. "Ich habe ihn erst mal geküsst. So links, rechts, griechisch-mäßig, damit diese Barriere gleich wegkommt. Er war aber auch der Einzige, den ich geküsst habe." Beiden Schauspielern bringt es offensichtlich Spaß, mit ihrem Macho-Image zu spielen. Lauterbachs Sohn erfährt im Film, dass er Vater einer Tochter ist, und das seit 18 Jahren. Die Tochter bringt auch gleich ihr Baby mit. Heiner Lauterbach fühlt sich plötzlich sehr alt.

"Ich werde dadurch also ,Urgroßmutter'", schlussfolgert Bousdoukos, der zurzeit in München vor der Kamera steht und von der Familie Lauterbach offenbar nicht wieder loskommt. In "V8" ist er der italienische Vater eines kleinen Mädchens, gespielt von Maya Lauterbach. "Die Kleine ist extrem süß", schwärmt ihr Film-Vater, der, auch wenn er oft in Komödien zu sehen ist, nachdenklich mit seinem Job umgeht. Sehr nachdenklich sogar. "Film ist für mich ein großes Wunder. Er hat mich schon oft aus schwierigen Situationen herausgeholt und mir neue Türen geöffnet."

Eine davon führt in ein Studio. Mit seiner Band Aname, mit der er Rock, Pop und Reggae mit orientalischem Weltschmerz vermischt, nimmt er gerade das erste Album auf. Bousdoukos spielt Gitarre, Bouzouki und singt. In Berlin ist die Band schon vor 800 Zuschauern im SO36 aufgetreten. Mal sehen, wie viele erst kommen, wenn das Album fertig ist. Spätestens dann wird er doch wieder feiern müssen - auch wenn es nur eine Release-Party ist.

"Soul Kitchen" Montag, 20.15 Uhr, ARD