Musikkabarett-Entertainer Bodo Wartke spielt heute im Stadtpark zum letzten Mal sein erstes Soloprogramm. Seine Karriere begann in Hamburg.

Stadtpark. Einmal pro Monat kommt er im Schnitt noch nach Hamburg. Zuweilen fährt Bodo Wartke auch an der Rentzelstraße in Rotherbaum vorbei. Im Haus mit der Nummer 17, gleich neben der Tankstelle, hat alles angefangen mit seiner ungeplanten Karriere. In dem Gebäude, in dem heute die Uni Hamburg Seminare in Schulpädagogik abhält, ist die Unterrichtssprache selbstredend Deutsch.

Ein etwas anderes Deutsch, Bühnensprache, wurde dort vor 15 Jahren gesprochen, als im Parterre noch die SchlapplachHalde stand. In dem Brettl hatte der junge Bodo, Sohn eines Ärzte-Ehepaares, in der Mix-Show "Die HH Revue" des Kabarettisten Lutz von Rosenberg Lipinsky seinen ersten Auftritt. "Da gab es nicht nur Bier, sondern auch ein Klavier. So nahm das Unglück seinen Lauf - ich trat auf", dichtete Wartke. Er reimte, sang und spielte und feierte dort kurz darauf auch die Premiere seines ersten Soloprogramms "Ich denke, also sing' ich".

"Es war schon damals erkennbar, dass Bodo ein begnadeter Hund ist", sagt von Rosenberg, 46, heute einer der erfahrensten Bühnen-Zyniker unter Hamburgs Babyboomern. Inzwischen ist Wartke hierzulande einer der besten Entertainer unter den Musikkabarettisten. Und während der Großstadt-Indianer Rainald Grebe den Hamburger Stadtpark in diesem Sommer gut zur Hälfte füllte, lockt der gereifte Wort- und Klavierspieler Wartke heute 4000 Besucher ins grüne Halbrund in Winterhude. Dort gibt er sein allererstes Soloprogramm zum allerletzten Mal. "Ich trau mich nicht", eines der (Liebes-)Lieder seines Debütprogramms, bekommt so eine ironische neue Note.

"Es ist mir wichtig, das Programm dort zu spielen, wo alles begonnen hat", sagt Wartke. Der 35-Jährige freut sich hörbar, dass es so voll wird. "Der Stadtpark ist prädestiniert für Rock 'n' Roll", weiß Wartke. Deshalb spielt der Kabarettist mit Band und Gästen wie Sängerin Melanie Haupt, Geigerin Sonja Firker und Kollege Sebastian Krämer.

Ansonsten aber füllt der vielfach ausgezeichnete smarte Kleinkünstler die Bühnen spielend allein, wie im Februar an drei Abenden im Schmidts Tivoli bei der Premiere seines fünften Soloprogramms "Klaviersdelikte" zu erleben. Sein Hamburger Publikum ist mit Wartke gewandert und gewachsen - ob es ihn von Auftritten in der früheren Agma-Zeitbühne, im Lustspielhaus, auf dem Kiez oder bis dato nur via YouTube kennt. Er spielt für und mit Teens, Eltern und Großeltern. Wartke, der Kabarettist für drei Generationen. "Es ist die Mischung aus Form und Inhalt, die dafür verantwortlich ist", mutmaßt er während einer Schaffenspause in einem Kreuzberger Café.

In Berlin lebt Wartke, der zunächst Physik, dann aber alsbald Musik an der Universität der Künste studiert hatte, schon seit 1997. Seiner Heimatstadt Bad Schwartau hat Wartke nicht nur den "Marmeladen-Blues" gewidmet, mit seinen Reimen und seiner Bühnenperformance hat er auch Jüngere für schwierige Themen begeistert. Klassiker wie "König Ödipus" etwa: Die griechische Tragödie interpretierte er mit umgedrehter Baseball-Kappe frech-witzig als Ein-Personen-Stück. Und in seinem aktuellen Programm hat Wartke seine Abneigung gegen eingängige, indes völlig sinnfreie elektronische Werbung kunstvoll im Song "Das Schweigen der Spammer" verpackt.

Die Sprache, vor allem der spielerische und innovative Umgang mit ihr, liegt Wartke am Herzen. Davon profitiert auch seine Geburtsstadt: An der Rutschbahn, ebenfalls in Hamburg-Rotherbaum gelegen, sitzt sein Reimkultur Musikverlag. Den hat Wartke schon vor Jahren mit seinem Regisseur Sven Schütze gegründet. Dort versteht man Deutsch noch als Kunstform.

"Ich denke, also sing' ich" - Die letzte. Mit allen" heute, 19.00, Stadtparkbühne (S Alte Wöhr), Saarlandstr., Restkarten zu 30,- an der Abendkasse