Horrorfilme funktionieren heute meist so: Irgendjemand - am liebsten weiblich, jung, blond - wird in ein Verließ gesperrt, gefoltert und zerhackt. Je mehr das Blut spritzt, desto besser. Und desto öder. Wie wahrer Horror entsteht, einer, der nicht auf grelle Effekte, sondern auf das Wechselspiel von Licht und Schatten setzt, einer, der tief sitzende Ängste weckt, ohne ein Schlachtfeld zu hinterlassen, zeigte schon 1922 Friedrich Wilhelm Murnaus "Nosferatu".

Die "Dracula"-Adaption mit Max von Schreck als Vampir, der aus den Karpaten in die Hafenstadt Wisborg reist, um Tod und Verderben zu bringen, ist ein furchterregendes Meisterwerk, bis an den Rand mit Subtext gefüllt. Unterdrückte Sexualität, der Schrecken des Ersten Weltkriegs, das Aufkommen des Nationalsozialismus - alles drin. Muss aber überhaupt nicht beachtet werden, um von diesem Nackenhaaraufsteller um den Schlaf gebracht zu werden. Ein Film für die Ewigkeit.

"Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens" 94 Minuten, ab 12 Jahren, auf DVD erhältlich