Die ARD-Krimireihe hat es mit skurrilen Typen zu Erfolg gebracht - und zu einer dritten Staffel mit neuen Fällen für Sophie Haas.

Sophie Haas (Caroline Peters) hat die Nase voll davon, sich ihre schicken und teuren Pumps bei der Ermittlungsarbeit auf einer Kuhweide zu versauen. Sie will zurück nach Köln, und sie darf zurück in die Großstadt. Bis ihr Vater Hannes (Hans Peter Hallwachs) ihr einen kräftigen Strich durch die Rechnung macht. Nach einem Herzinfarkt muss sie sich um ihren alten Herrn kümmern, außerdem erfährt sie, dass dieser zudem das alte Forsthaus in Hengasch gekauft hat. Nix Dom, nix Kölschkneipe also, die Vollblutkriminalistin Sophie muss in dem verschlafenen Nest bleiben und hoffen, dass ihr interessantere Fälle auf den Tisch kommen als ein verschwundener Karnickel-Bock oder explodierende Gartenzwerge. Diese Provinz, in der die Polizistin ungewollt bleiben muss, ist sicher nach dem Geschmack der Fernsehzuschauer. Die erste Staffel der Krimikomödie "Mord mit Aussicht" sahen vor zwei Jahren durchschnittlich mehr als fünf Millionen Zuschauer.

Von heute an gibt es in der ARD ein Wiedersehen mit der quirligen Kommissarin und ihrem Team. Polizeihauptmeister Dietmar Schäffer (Bjarne Mädel) sitzt am liebsten in seinem Dienstwagen auf der Lauer, blitzt Temposünder und mampft dabei Leckereien, die seine Frau Heike (Petra Kleinert) ihm eingepackt hat. Von anderem Kaliber ist Schäffers junge Kollegin Bärbel Schmied (Meike Droste). Die Bauerntochter ist schlagfertig und ehrgeizig, doch ihr psychologisches Urteilsvermögen lässt sich noch ausbauen - jedenfalls in privater Hinsicht.

Sophie Haas bringt Farbe in die Eifel-Tristesse. Mit ihren eigenwilligen Ermittlungsmethoden mischt die toughe Blondine das beschauliche Leben der hengascher Dorfbewohner in 13 neuen Folgen wieder einmal gehörig auf. Zum Glück braucht sie sich nicht ausschließlich um ihren kranken Vater zu kümmern, denn der hat - statt seine Reha anzutreten - zuerst Heike Schäffer als Haushaltshilfe engagiert, sehr zum Missfallen seiner Tochter. Sie engagiert eine Fachkraft aus Polen. Danuta soll sich um den Sturkopf kümmern, während sie in der ersten Folge "Die Venus von Hengasch" in einem Totschlagsfall ermittelt.

Dass die von einem ganzen Autorenteam geschriebene Serie so großen Erfolg hat, liegt nicht nur an den Figuren der Geschichte und den großartigen Schauspielern, sondern auch an der Art, wie hier mit Provinz umgegangen wird. Die dörfliche Gegend zwischen Schiefergebirge und Niederrhein wird als ein Flecken Erde gezeigt, an dem die Uhren deutlich langsamer ticken als in der Großstadt. Die Bewohner dort haben ihre Eigenheiten und kleinen Ticks. Doch die Autoren machen sich nicht über diese Typen lustig. So mancher Zuschauer wird bestimmte Verhaltensmuster aus seinem eigenen Leben kennen und deshalb den fiktiven Figuren mit großer Sympathie begegnen.

"Mord mit Aussicht" setzt im Fernsehformat das fort, was der Regisseur Detlev Buck schon vor Jahren im Kino geleistet hat: die Skurrilitäten des Dorflebens abzubilden und damit wunderbare Komik zu erzeugen. Zur Qualität dieser Serie tragen auch die sorgsam ausgewählten Gastschauspieler bei. Akteure wie Thomas Dannemann, Werner Wölbern, Michael Wittenborn und Peter Moltzen zählen zur ersten Garde deutscher Theaterschauspieler. Alle von ihnen haben in Hamburg entweder im Schauspielhaus oder im Thalia-Theater auf der Bühne gestanden und sind heute an den Theatern in Köln, München oder Berlin engagiert. Die Liste ließe sich weiter fortsetzen: Auch Victoria Trauttmansdorff, Rainer Piwek, Anna Blomeier, Helmut Zhuber und Bernhard Schütz werden in den nächsten Wochen dabei sein, wenn gegen Koksdealer und Haschisch-Gärtner ermittelt wird, Kindes- und Karnickelentführer gesucht werden und schrullige Ornithologen in Hengasch auf der Suche nach dem seltenen Blaukehlchen einfallen.

Den Anfang macht der Mord an einem Maler. Dessen Haushälterin glaubt an einen Rachemord. In Verdacht gerät auch der uneheliche Sohn. Sophie Haas hat alle Hände voll zu tun. Und plötzlich ist die Polizeiarbeit in Hengasch nicht viel anders als die in Köln. Denn Tatort bleibt Tatort.

"Mord mit Aussicht" heute, 20.15 Uhr, ARD