Freundeskreis Filmfest Hamburg zeigt die Literaturverfilmung “Die Wand“ vor Kinostart im Abaton

Abaton-Kino. Es gibt Bücher, die gelten als "unverfilmbar": zu komplex, zu viele innere Monologe, zu wenig Handlung. "Die Wand" von Marlen Haushofer, erschienen 1963, zählt zu diesen Büchern - und ist obendrein einer der berühmtesten Romane der deutschsprachigen Literatur. Regisseur Julian Pölsler ist das Wagnis eingegangen, sein "Lebensbuch", wie er es nennt, auf die Leinwand zu bringen - und siehe da: Es funktioniert. Er überlässt der Natur die Hauptrolle, fängt die summende Stille der Wiese ein und das weite Schneelicht. Martina Gedeck spielt die namenlose Frau, die nach einem Ausflug in ein Jagdhaus in den Bergen allein mit dem Hund zurückbleibt, während ihre Begleiter hinunter ins Dorf wandern. Über Nacht legt sich eine unsichtbare Wand auf die Landschaft, die die Frau vom Rest der Welt trennt. Um nicht den Verstand zu verlieren, beginnt sie mit dem Tagebuchschreiben.

Sieben Jahre hat Pölsler am Drehbuch gearbeitet - und hielt sich dabei strikt an die Romanvorlage. "Die Wand" hat mit der modernen Welt, wie wir sie kennen, überhaupt nichts zu tun - zugleich sind Fragen nach der Allgegenwart der Zeit, alternativen Lebensformen und der Hingabe zur Natur vielleicht aktueller denn je. Man taucht in diesen Film ein wie in ein dunkles Gewässer: Schön, fremd und gefährlich ist die hier gezeigte Welt; man kann nicht anders, als sich ihr zu ergeben.

"Die Wand", die der Freundeskreis Filmfest Hamburg heute in Anwesenheit der Macher präsentiert, nachdem der Film bereits auf der Berlinale zu sehen war, ist auch eine Gelegenheit, sich erneut davon zu überzeugen, was für eine wunderbare Schauspielerin Martina Gedeck ist: Wortlos kann sie Gleichgültigkeit und Angst ausdrücken; das Gefühl, keine Gedanken, keine Sätze, keine Kraft mehr zu haben, legt sie in einen einzigen Blick. "Es ging nicht darum zu spielen. Sondern wichtig war, zu tun, zu durchleben und zu sein", sagt Gedeck. "Ich habe das im Inneren gefühlt, was man im Buch liest."

"Die Wand" Hamburg-Premiere in Anwesenheit von Hauptdarstellerin Martina Gedeck und Regisseur Julian Pölsler, heute 20.00, Abaton (Metrobus 4/5), Allende-Platz 3, Karten 7,50 an der Abendkasse