So euphorisch wie beim Finale des Cello-Wettbewerbs wünschte man sich die Laeiszhalle, wenn das erwachsene Klassikpublikum die Reihen füllt.

Hamburg. So viel Sitzfleisch wird der Jugend gemeinhin nicht zugetraut. Aber beim Finale des Tonali Grand Prix für Violoncello am Sonnabend in der Laeiszhalle zeigten die zahlreichen Schüler noch nach dreieinhalb Stunden keinerlei Ermüdungserscheinungen. Dabei hatten sie zuvor neben anderen Darbietungen zweimal das komplette Cello-Konzert Es-Dur von Dmitri Schostakowitsch angehört und einmal das h-Moll-Konzert von Antonin Dvorak. Sie blieben dabei mucksmäuschenstill. Und waren am Ende jedes Mal wild begeistert. So wünschte man sich die Laeiszhalle, wenn das erwachsene Klassikpublikum die Reihen füllt.

Nach der konzertanten Tour de force durften die Anwesenden per SMS unter den drei Finalisten des Cello-Wettbewerbs, den seit Dienstag elf Aspiranten untereinander austrugen (der zwölfte musste wegen einer Operation seine Teilnahme zurückziehen), ihren Favoriten wählen. Sie belohnten den Amerikaner Benjamin Lai, der beim Dvorak-Konzert eine rundum souveräne Leistung bot, mit dem ersten Preis. Die leidenschaftlich und klug musizierende Ungarin Ildikó Szabo bekam den dritten, der Russe Alexey Stadler den zweiten Preis.

Und der lag auch im Urteil der Juroren für den eigentlichen Tonali Grand Prix ganz vorn. Stadler, 1991 in St. Petersburg geboren und aufgewachsen, studiert seit anderthalb Jahren an der Hochschule Franz Liszt in Weimar und bringt in sein Spiel eine beeindruckende künstlerische Reife und Ernsthaftigkeit. Zum Dank für den ersten Preis spielte er mit beglückend viel Verstand und Empfindung das Solostück "al fresco" von Gerald Resch. Zum Preisgeld von 10 000 Euro bekommt Stadler noch ein erstklassiges, um 1810 in Triest gebautes Leih-Cello, für das man laut Juror Florian Leonhard "ein paar Rolls-Royce" kaufen kann.