Lars Lewerenz, Musikproduzent (Audiolith)

Vor einigen Jahren erwachte ich im Amp Club in Münster, und der DJ legte "Keine Macht für Niemand" auf. Morgens um 6. In einem Club in Westfalen. War das das Paradies? Ich wandelte über den Teppichboden im Eingangsbereich des Clubs, erfreute mich an den Klängen und fühlte mich in meine Teenager-Zeit zurückversetzt. Ich danke heute noch meiner Tante und meinem Onkel, dass sie mir "Keine Macht für Niemand" von Ton Steine Scherben in der Original-Vinylpressung zum zwölften Geburtstag schenkten.

Die Musik und Texte haben sich in mein Gehirn gebrannt, und ich schätze, diese Platte hat sehr viel damit zu tun, wer ich heute bin. Ob das gut ist oder schlecht ist, wer mag das beurteilen. Ich kann nur sagen: Ich habe Hierarchien abzulehnen gelernt, und das ist gut so!

Jetzt, 23 Jahre später, lege ich gerne nach der Arbeit dieses schöne Doppel-Vinyl auf. Ich freue mich dann auch über das Cover. Ich mag's kaum sagen: Aber das konnte ich lange Zeit nicht, diese Platte in den Händen halten. Ich hatte "Keine Macht für Niemand" zwölf Jahre (!) lang an einen Kumpel verliehen, kaum zu glauben. Kürzlich ist das Teil endlich wieder neben meinem Plattenspieler gelandet, wo es sich gut macht.

Da sieht man wieder: Alles Gute kehrt zu einem zurück, irgendwann.