Für das Musikfest Bremen hat Intendant Thomas Albert wieder ein starkes Programm kreiert

Hamburg. Weil Thomas Albert, Gründer und Intendant des Musikfests Bremen, seine Heimatstadt seit gut 20 Jahren pünktlich zu Beginn des Monats September für ein paar Wochen über alle Ufer der Weser treten lässt, und zwar jedes Jahr ein bisschen höher, sodass sich Bremen immer weiter ins Umland ergießt, gab er seinem künstlerischen Spielfeld jetzt den Namen Dreistromland. Dabei begrenzen selbst die drei Ströme Ems, Weser und Elbe nur noch unzureichend das Terrain, auf das sich das bremische Musikfest inzwischen ausbreitet. Im Rahmen des dazugehörenden Arp-Schnitger-Festivals und eines internationalen Orgelwettbewerbs werden in diesem Jahr auch Groningen und das Dorf Bellingwolde eingemeindet. Beide liegen in den Niederlanden.

"Das Festival ist in seiner Flächigkeit ein künstlerischer Prozess an sich", sagt Albert, selbst der klassische, heute eher seltene Fall eines Künstlerintendanten. Als Geiger, Dirigent und Forscher ein intimer Kenner der Barockmusik, hat Albert ein besonderes Händchen für passioniert spielende Ensembles, die mit der Originalklang-Bewegung im Barock groß geworden sind, inzwischen aber auch Mozart und selbst Literatur des 19. Jahrhunderts zum schwindlig werden toll spielen können. So kommt der Franzose Jérémie Rhorer mit seinem Ensemble Le Cercle de l'Harmonie und Patricia Petitbon als Susanna, um "Le Nozze di Figaro" konzertant aufzuführen - die Vollversion für die Opernbühne lief in diesem Sommer in Aix-en-Provence (2.9.).

Französische Ensembles und Solisten genießen in Alberts Dreistromland ohnehin besonderes Gastrecht. Marc Minkowski und seine Musiciens du Louvre bringen zum Ausklang eine Offenbach-Gala (22.9.), die Feingeister von Les Talens Lyriques um Christophe Rousset führen eine seltene Monteverdi-Oper auf, das Sextett Les Vents Français und das Alte-Musik-Ensemble Aliquando geben ihre Bremen-Debüts.

Auch in Schottland, Japan sowie Deutschland und den USA hat der Intendant Ensembles aufgetan, die ihr Repertoire mit besonderer Hingabe pflegen. Dunedin Consort & Players aus Edinburgh bringen Händels Oratorium "Messiah" in den Dom zu Verden, in St. Laurentius Langenförden führt die Musica Fiata festliche Musik aus dem vorbarocken Venedig mit zehn Posaunen, fünf Zinken und Gesang auf. Liebhaber des musikalischen Grenzgangs werden sich auf das Absolute Ensemble aus New York ebenso freuen wie auf das Aurora Kammerorchester aus England. In der "geheimen Mozartlinie" (Albert) des Festivals singt ein gewisser Rolando Villazón mit dem Kammerorchester Basel nichts als Mozart-Arien (11.9.)

Einziger Hamburger Export: die Sopranistin Mojca Erdmann, die für die hochschwangere Diana Damrau als Duopartnerin des Harfinisten Xavier de Maistre einspringt.