Opernloft. Schönheit ist heute käuflich und machbar. Hilft Botox nicht mehr, dann der plastische Chirurg. Er verleiht mit Absaugpumpe, Brustimplantat oder Skalpell neue Jugend und prallere Körperformen. In Jules Massenets Oper "Thaïs" fleht die Titelheldin in einer Spiegelarie die Liebesgöttin Venus an, ihre Schönheit nicht vergehen zu lassen. Damals im alten Ägypten half eben nur Beten.

Es ist eine Schlüsselszene für Inken Rahardts Inszenierung der selten aufgeführten Oper. Wie schon ihre Fassung der massenetschen "Manon" spielt auch "Thaïs" in der Welt der Schönen und Reichen. Rahardt und ihre Hauptdarstellerin Lisa Jackson setzen in "Thaïs" die Lebens- und Liebesgeschichte der Manon fort. Wie im ersten Teil steht die durch ihr Aussehen aufgestiegene Frau zwischen zwei Männern: ihrem Liebhaber Des Grieux bzw. Nicias und Brétigny bzw. Athanaël. Konflikte sind programmiert.

Massenets "Thaïs"-Original jedenfalls, inspiriert durch den gleichnamigen historischen Roman von Anatole France, spielt in Alexandria und nimmt kein gutes Ende. Die Hetäre Thaïs, bekehrt durch den sie unbewusst liebenden Ordensbruder Athanael, wandelt sich von der ungläubigen Heidin zur Gläubigen, von der Hure zur Heiligen und stirbt im Kloster. In der modernen Version weiht Thaïs ihr Leben nur ihrer Schönheit und der Liebe. Das ist doch der ideale Opernstoff.

"Thaïs" Premiere 21.8., 20.00, Opernloft (U Gänsemarkt), Fuhlentwiete 7, Karten zu 36,- und 40,- (Ak.) unter T. 25 49 11 40; www.opernloft.de