Ein Kommentar von Matthias Gretzschel

Am Donnerstag zeigt das Museum für Kunst und Gewerbe den Nazi-Propagandafilm "Venus vor Gericht". Das geschieht, wie es in der Ankündigung heißt, im Rahmen einer "medienpolitisch begleiteten Vorführung". Der Umgang mit NS-Propaganda ist in Deutschland nach wie vor heikel. Das wird am Rechtsstreit über die Publikation von Hitlers "Mein Kampf" ebenso deutlich wie an der Diskussion über die Vorführung von Nazi-Propagandafilmen, die von der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) nicht freigegeben worden sind.

In vielen Fällen, gewiss auch bei "Venus vor Gericht", ist eine fachliche Einführung für den Zuschauer hilfreich, da er auf diese Weise wichtige Hintergrundinformationen erfährt und den Film und dessen Entstehung besser einordnen und beurteilen kann.

Dennoch wirkt das aus der Nachkriegszeit stammende Verbot, das sich im Internet ohnehin oft umgehen lässt, anachronistisch. Die Propaganda der Nazis wirkt heute meist unverständlich und oft unfreiwillig komisch.

Wir leben in einer gefestigten Demokratie, für die die Propagandawerke der 1930er-Jahre eigentlich keine Gefahr mehr darstellen. Gefährlich sind Neonazis, doch die verbreiten den braunen Ungeist in der Regel nicht mit Ufa-Filmen, von denen sich Menschen schon lange nicht mehr bewegen, beeindrucken oder gar aufhetzen lassen.