Tan Dun dirigierte das NDR Sinfonieorchester, als Solist wirkte Organist Cameron Carpenter. Doch der Auftritt der beiden wirkte eher spannungsarm.

Hamburg. Wenn es als hervorstechendes Merkmal eines Künstlers erwähnt wird, dass er ein Massenpublikum begeistere, dann ist leise Skepsis am Platze. Das Schleswig-Holstein Musik Festival hat für das Konzert anlässlich der Übergabe des Hamburger Bach-Preises an den chinesischen Komponisten Tan Dun nicht nur den Geehrten als Dirigenten des NDR Sinfonieorchesters gewonnen, sondern als Solisten - der ursprünglich vorgesehene Schlagzeuger Martin Grubinger fiel verletzungsbedingt aus - den amerikanischen Organisten Cameron Carpenter.

Zwei Superstars auf ihrem jeweiligen Gebiet also; entsprechend fiel der Jubel aus. Dabei war die musikalische Ausbeute eher schmal.

Bei den Auszügen aus Sergej Prokofieffs Suite "Romeo und Julia" störte Tans spannungsarmes Dirigat das Orchester nur gelegentlich. Zur Uraufführung gelangte Tans "Symphonic Poem on 4 Notes", entstanden in nur zehn Tagen infolge Grubingers Absage: ein eklektisches Spiel mit allerlei Klangeffekten aus dem Repertoire der zeitgenössischen Orchestermusik einschließlich Aufstampfen bis hin zum hinlänglich bekannten B-A-C-H-Motiv und einer virtuosen Orgelkadenz.

Das abschließende "Death and Fire. Dialogue with Paul Klee" hatte mehr Gestalt, schrammte aber ebenfalls hart am Gefälligen entlang. Und Cameron Carpenter zeigte sich in Bachs Fantasie und Fuge g-Moll in Tempowahl, Artikulation und Registrierung gänzlich unbeschwert von Stilfragen.

Hauptsache schnell und laut. Respekt vor Bach klingt anders.