Der Stadtsender will von Großveranstaltungen rund um die Uhr berichten. Er hat sich ein neues Logo und eine Quotenmessung verpasst.

Hamburg. Eigentlich liegt die Sache klar auf der Hand: "Wenn in der Stadt etwas passiert ist, schalten alle Leute zu uns", sagt Michael Schmidt, Chefredakteur und Geschäftsführer von Hamburg 1. Das klingt logisch und das ist es auch. Wozu sonst bräuchte man einen Hamburg-Sender? Schmidt aber hat diese Idee zu Ende gedacht: Wenn in Hamburg etwas los ist, bleibt sein Sender drauf. Und zwar nicht nur ein bisschen, sondern flächendeckend, also nahezu rund um die Uhr.

So war es, als Hamburg 162 Stunden lang vom Hafengeburtstag berichtete. So war es auch, als der Sender das gesamte Tennisturnier vom Rothenbaum zeigte. Und so war es vergangene Woche, als der Sender sich nahezu ununterbrochen dem Blue Port und den Cruise Days widmete. Am Sonntag ging es dann mit der Rundumberichterstattung über die Cyclassics weiter.

Das Konzept der Marathonübertragungen ist vielleicht die auffälligste Neuerung bei Hamburg 1. Dazu muss man wissen, dass der Sender sich derzeit neu erfindet. Am 9. August gab es einen kleinen Relaunch. Seither wird nur noch das neue Senderlogo eingesetzt: Der weiße Schriftzug Hamburg steht nun neben einem roten Quadrat, in dem eine weiße Eins zu sehen ist. Es fällt auf, dass sowohl Buchstaben als auch Quadrat und Zahl leicht abgerundet sind. Das ist so gewollt: "Unser neues Logo ist freundlicher als das alte", sagt Schmidt. "Es ist weiblicher und weniger martialisch."

Der Schwerpunkt der neuen optischen Ausrichtung von Hamburg 1 liegt allerdings, wie sollte es auch anders sein, auf Hamburg. Konkret heißt dies, dass der Sender bei wiederkehrenden Elementen im Programm wie etwa Trennern Grafiken nahezu komplett verbannt hat. Stattdessen setzt Hamburg 1 nun auf Bilder aus der Stadt: auf Alster, Elbe, Schwäne oder den Stadtpark. Mit diesen Sequenzen will Schmidt das "Hamburg-Gefühl", wie er es nennt, seines Senders stärken.

Es gibt noch mehr Neuerungen: Die Talkshow "Schalthoff Live" soll leicht überarbeitet werden, ebenso die Sportsendung "Rasant". Deren Moderator Uli Pingel wird einen neuen Talk bekommen. Begonnen hat die Einblendung von Sendungskennungen analog der Senderkennung, damit der Zuschauer sofort weiß, in welches Format er sich gerade reingezappt hat. Parallel zu diesen Neuerungen wird bei Hamburg 1 über den einen oder anderen Ableger nachgedacht. Der Sender hat sich bereits bei der Medienanstalt Hamburg Schleswig-Holstein den Kanal Hamburg 1 24 lizenzieren lassen. Auf ihm soll eines Tages "Hamburg pur" laufen, sagt Schmidt. Formate wie "Russia Today" oder das möglicherweise demnächst startende Mantelprogramm Volks.TV, das auch bei fünf weiteren Ballungsraumsendern im gesamten Bundesgebiet gezeigt werden soll, wären dort nicht zu sehen. Der Senderchef hat aber noch viel mehr Ideen: So denkt er intensiv über Spezialkanäle wie Hamburg 1 Politik, Hamburg 1 Sport und Hamburg 1 Kultur nach. Die digitale Verbreitung liegt Schmidt besonders am Herzen. Seit 1. Dezember 2011 ist Hamburg 1 auf der Telekom-Plattform T-Home vertreten und damit außerhalb des Großraums Hamburg zu empfangen. Schmidt ist sicher, dass Hamburger sich nicht nur zu Hause, sondern auch in der Ferne über ihre Stadt informieren wollen. Er spricht von einem Phänomen, dass er "Glokalisierung" nennt: "Durch die Globalisierung gewinnt die persönliche, lokale und regionale Verortung an Bedeutung."

Mit der Aufschaltung auf T-Home ist die potenzielle Reichweite von Hamburg 1 um 1,6 Millionen Haushalte gestiegen. Seine tatsächliche Einschaltquote lässt der Sender neuerdings von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) messen. Es handelt sich nicht um tägliche Quoten, sondern um einen monatlichen Wert: Der Sender nimmt die Quoten der GfK im Hamburger Stadtgebiet und multipliziert sie - weil er auch im Umland zu empfangen ist - mit dem Faktor drei. Das sei von der GfK abgesegnet worden, sagt Schmidt. Hamburg 1 kommt demnach auf 240 000 bis 360 000 Zuschauer pro Tag.