Der TV-Moderator ist für das ZDF durch die Welt gefahren. Der erste Teil der Reise führt ihn in das kleine Königreich Bhutan am Himalaja.

Berlin. Stellen Sie sich Folgendes vor: Es klingelt, und vor Ihrer Tür steht ein Mensch mit Stift und Klemmbrett, der Sie fragt, ob Sie gut geschlafen haben, ob Sie Ihren Nachbarn helfen, ohne Geld dafür zu verlangen, und ob Sie auch genug Gemüse essen. Den würden Sie doch für meschugge halten, oder? Erst recht, wenn dieser Mensch behauptete, im Auftrag der Regierung unterwegs zu sein?

Aber so etwas gib es. In Bhutan. Einem kleinen Königreich am Himalaja, in dem man alle wirtschaftlichen Unternehmungen dem Umwelt- und Naturschutz unterordnet, in dem sich das 1999 eingeführte Staatsfernsehen vornehmlich mit Gesundheitsthemen befasst und das auch keinen Tabak mehr importiert, weil die Staatsregierung entschlossen ist, ihre Untertanen vor den Folgen des Rauchens zu bewahren. Und damit die Ästhetik nicht zu kurz kommt, tragen die 700 000 Bhutaner auf ausdrücklichen Wunsch ihres Königs die bunte Landestracht. Natürlich will die Staatsregierung auch wissen, ob alle ihre Maßnahmen richtig wirken. Deshalb misst sie regelmäßig das "Bruttoglücksprodukt", und zu diesem Zweck schwärmen alle drei Jahre die bereits erwähnten Glücksbeamten aus ...

Was märchenhaft klingt, hat Wolfgang Herles persönlich in Augenschein genommen. Bhutan war eine der Stationen seiner zweiteiligen Reportage "Auf der Suche nach dem Glück". Zwar ist dem ZDF-Literaturchef nicht entgangen, dass es auch in Bhutan Schattenseiten des Glücks gibt - das Land hat vor 20 Jahren eine rigide Assimilierungspolitik betrieben, und die indischen Gastarbeiter leben in miserablen Verhältnissen -, aber abgesehen davon stimmt offenbar, was Lyonchhen Jigmi Thinley, Bhutans Premierminister, Herles gesagt hat: "Unsere Gesellschaft ist noch nicht besessen von Gier. Im Großen und Ganzen ist die Mehrheit unserer Bevölkerung spirituell orientiert und kann die Bedürfnisse von Körper und Seele ausbalancieren."

Geht der erste Teil der Reise nach Osten, so wird der zweite (24.8., 23.45 Uhr) nach Westen führen. Genau gesagt nach Costa Rica. Denn Herles hat natürlich auch Ruut Veenhofen an der Rotterdamer-Erasmus-Universität aufgesucht. Der Soziologe definiert Glück als "subjektive Wertschätzung des Lebens" und hat in 148 Ländern gefragt, wie zufrieden die Menschen mit ihrem Leben sind. Ergebnis: Auf der bis zehn reichenden Skala des Glücksmonitors liegt Costa Rica (8,5) ganz oben. Ein Land, das seine Armee abgeschafft hat und seinen Energiebedarf zu 90 Prozent aus erneuerbaren Quellen bezieht. Staatspräsidentin Laura Chinchilla Miranda hat es sich nicht nehmen lassen, Herles persönlich zu empfangen. Natürlich mit der landestypischen Formel "Pura vida!" (Pures Leben).

Hier wie da überzeugt sich Herles davon, dass es nicht das Geld ist, das die Menschen glücklich macht, beziehungsweise, dass Geld nicht mehr zum Glück beiträgt, wenn Menschen die Armutsgrenze erst einmal hinter sich gelassen haben.

Tania Singer, die Direktorin des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften, definiert Glück als geistige Gesundheit. Mitgefühl, eine positive Betrachtungsweise des Lebens lasse sich trainieren wie ein Muskel. Der Philosoph Wilhelm Schmid warnt: "Wenn Menschen davon ausgehen, dass das Leben größtenteils Glück sein kann und aus Wohlgefühl besteht, werden sie äußerst anfällig schon bei den kleinsten Herausforderungen." Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman erweist sich als Zweifler. Menschen, sagt der Amerikaner, könnten gar nicht sicher beurteilen, was sie glücklich mache.

Den Höhepunkt der Glückssuche markiert Philippe Pozzo di Borgo ("Ziemlich beste Freunde"). Der Franzose, der seit einem Gleitschirmunfall vom dritten Halswirbel abwärts gelähmt ist, sagt, vor dem Unglück sei er ein Getriebener gewesen. Innerlich zur Ruhe gekommen, sei er heute glücklicher als vorher. Das relativiert alles, was man vorher gesehen hat.

"Auf der Suche nach dem Glück - Teil 1" heute, 23.30 Uhr, ZDF