Der deutsche Organist Daniel Tappe lebt in Peking und gibt jetzt zwei Konzerte in Hamburg

Kirche Blankenese. Auf 430 Millionen Einwohner kommt in China ein akademisch ausgebildeter Organist. Bei einer Gesamtbevölkerung von knapp 1,3 Milliarden gibt es in der Volksrepublik zurzeit drei Musiker, die in der Lage sind, Orgelkonzerte auf professionellem Niveau zu geben. Einer von ihnen ist Deutscher, heißt Daniel Tappe und kommt aus der Nähe von Lippstadt. Er hat in Lübeck und in den USA historische Tasteninstrumente, historische Aufführungspraxis und Musikgeschichte studiert, ist mit einer chinesischen Musikerin verheiratet und lebt seit zwei Jahren in Peking. Jetzt gastiert er in Hamburg.

Funktioniert Bach in Peking? Ganz leicht fällt dem 1978 geborenen Musiker die Antwort nicht. Im Gottesdienst der evangelischen und katholischen Gemeinden in der chinesischen Hauptstadt spielt er Choralsätze von Bach, doch da hat er ein überwiegend deutsches Publikum. "Wenn ich Konzerte gebe, moderiert oft meine Frau, die ihren Landsleuten nicht nur erklärt, wie eine Orgel funktioniert, sondern auch welchen Inhalt und Charakter das jeweilige Stück hat. Von allein erschließt sich das in dem völlig anderen Kulturkreis nicht", sagt Tappe, der hauptberuflich als Berater für Beijing Poly Theatre Management arbeitet, eine wichtige Agentur, die unter anderem für die Programme der Konzerthalle in der Verbotenen Stadt zuständig ist.

In Europa werden aktuell chinesische Organisten ausgebildet, die demnächst in ihrer Heimat die Musikszene verstärken möchten. "Zurzeit wollen die Chinesen alles haben, was wir im Westen haben, nicht nur Autos, sondern auch unsere Musikkultur. Und dazu zählt die Orgel." Und wann fühlt er sich in China als Musiker am glücklichsten? "Wenn ich in Qingdao, der ehemals deutschen Kolonialstadt Tsingtao, in der Kirche ein Konzert gebe. Das dortige Publikum kennt und schätzt europäische Orgelmusik seit Langem, und ich spüre, wie dankbar die Menschen für die Werke sind, die ich spiele."

Daniel Tappe spielt Händel, Bach und chinesische Komponisten, Fr 20.00, Evangelische Kirche Blankenese (S Blankenese), Mühlenberger Weg 64a, Eintritt frei; Sa 12.00, Hauptkirche St. Michaelis (S Stadthausbrücke), Englische Planke 1, Eintritt: 5,-