Das französische Drama “Atomic Age“ von Helena Klotz nimmt Heranwachsende jenseits der bekannten komischen Klischees ernst.

"Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da ...": Diesen alten deutschen Gassenhauer nimmt der Film von Héléna Klotz ganz ernst, wenn er zwei jungen Männern, Victor und Rainer, bei ihrem abendlichen Ausflug von den Vorstädten in die Großstadt Paris folgt. Die beiden treffen eine Reihe anderer junger Leute, sind oft genug aber auch mit sich selbst beschäftigt.

Trotz seiner kurzen Erzählzeit ist "Atomic Age" handlungsmäßig nicht gerade konzentriert, vielmehr an Stimmungen und Abschweifungen interessiert, etwa wenn die beiden in der Disco minutenlang ein Mädchen betrachten, das eine Zigarette raucht. In dem Gespräch der beiden ist die junge Frau kein Thema, aber nachdem sie fortgegangen ist, erklärt Rainer selbstbewusst: "Ich werde die Nacht mit ihr verbringen" - was natürlich nicht der Fall ist. Seine Frustration wendet sich ins Aggressive, als er Victor unterstellt: "Du stehst auf den Kleinen an der Bar, er hat so mädchenhafte Augen ..."

In solchen Sätzen findet zugleich ein Austesten des anderen statt, auch wenn letztlich vieles in der Schwebe bleibt. Jugendliches Begehren, jugendliche Verunsicherung zeigt der Film im Wechsel zwischen Reden und Schweigen jenseits der komischen Klischees, aus denen US-amerikanische Teenagerkomödien immer wieder neue (und letztlich immer wieder dieselben) Geschichten zimmern. Schon allein dafür muss man ihm dankbar sein.

++++- "Atomic Age" F 2011, 67 Min., ab J., R: Helena Klotz, D: Dominik Wojcik, Eliott Paquet, im 3001