Die authentisch wie fiktional montierte Dokumentation “This Ain't California“ zeigt Skater in der DDR. Oder auch: Rollbrettfahrer.

Skateboard fahren kann man überall, und falls man in einem Land lebt, in dem es keine Skateboards zu kaufen gibt, reicht auch ein geschickt zugeschnittenes Brett mit angeschraubten Rollschuhrädern. Marten Persiel, Jahrgang 1974, macht uns in seiner Doku "This Ain't California" mit einer ganz besonderen Skaterszene bekannt, jener in der DDR der 80er-Jahre.

Dabei ist sein Zugang ein persönlicher: Denis, sein bester Freund, ist kürzlich als Soldat in Afghanistan ums Leben gekommen. Zusammen mit anderen Freunden erinnert der Regisseur sich nach der Trauerfeier an die alten Zeiten in Ostberlins Skater-Clique, an eine dicke Freundschaft, die irgendwie auseinanderbrach. Erstes Skaten in der ostdeutschen Provinz, dann der Umzug nach Berlin, wo die Teenager auf dem Alexanderplatz um den Fernsehturm kurven. Die Passanten gucken verblüfft, doch auch die Stasi sieht zu: So viel Lebensfreunde, verbunden mit Sex, westlicher Musik und langen Haaren - das ist zwar nicht verboten, aber verdächtig. Dabei immer im Mittelpunkt: Denis, der sich jetzt Panik nennt - ein Rebell und Draufgänger, nicht immer einfach, aber charismatisch. Und auf dem Skateboard ein Ass.

Wie konnte es nur passieren, dass er nach dem Mauerfall zur Bundeswehr ging? Persiel profitiert bei seiner packenden Doku von privaten Super-8-Aufnahmen, doch manche Szenen sind auch - mit der Patina von damals - nachgestellt. So ist nicht immer zu entscheiden, was "echt" ist und was "falsch". Puristen mag diese Vorgehensweise sauer aufstoßen, bei der diesjährigen Berlinale wurde sie lebhaft diskutiert. Trotzdem: ein unterhaltsamer Film über ostdeutsche Skater, über einen Staat kurz vor dem Zerfall und seinen überaus kuriosen Umgang mit Subkulturen.

++++- "This Ain't California" D 2012, 99 Min., ab 12 J., R: Marcel Persiel, täglich im Abaton; Internet: www.thisaintcalifornia.de