Hamburg. "Die echten Abenteurer sollten Berlin vergessen und sich nach Hamburg-St. Pauli aufmachen", schrieb die britische Tageszeitung "The Guardian" unlängst. Das ebenfalls in Großbritannien beheimatete Fußballmagazin "FourFourTwo" hatte da schon längst erkannt: "St. Pauli is the most Rock-'n'-Roll-Club in the World", und erging sich in einer Jubelarie über den Fußballverein der Gegenkultur. Eine romantische Verklärung des Stadtteils und seines inzwischen weltweit bekannten Klubs? Mag sein, aber St. Pauli ist eben tatsächlich etwas anders, wovon auch die Buch-CD-Kombi "St. Pauli. Vom Pfosten bis zur Ritze" kündet.

Der großformatige Hardcover-Band versammelt auf 156 Seiten etwa 200 Fotos - eindeutig die Stärke des Schwergewichts, das eigentlich etwas zu spät kommt. Schließlich liegt der 100.Geburtstag des Klubs, der eine kleine Veröffentlichungswelle mit sich brachte, schon zwei Jahre zurück.

Andererseits: Jetzt ist die ungeteilte Aufmerksamkeit gewiss, und vor allem die vielen Fotos, die Robert Grischek geschossen hat, haben ein genaues Hinsehen unbedingt verdient. Grischek, Jahrgang 1968, arbeitet hauptsächlich als Werbe- und Modefotograf, wohnt auf St. Pauli und trägt augenscheinlich den Totenkopf im Herzen. Jedenfalls lassen seine Bilder diesen Schluss zu. Mit gutem Blick für Details und Stimmungen fängt er Spielszenen und Fankurven, Stadtteilimpressionen und knorrige Gesichter ein. Arbeiten anderer Fotografen, darunter Historisches von Günter Zint, runden die Fotostrecke ab.

Hintergrundinfos zu allen relevanten Themen von der Vereinshistorie bis zur Fanszene liefern die Texte von Christian Sobiella, auf zwei CDs finden sich Punkrock-Nummern aus dem St.-Pauli-Umfeld, auch ein Live-Mitschnitt der Band Turbonegro.

"St. Pauli. Vom Pfosten bis zur Ritze", 156 Seiten + 2 CDs, Edel Earbooks, 39,95 Euro