Hamburg. "Wenn mein Sohn einen Stein schmeißt und der trifft einen von den Asylanten, ich würde noch mithelfen!" Eine Stimme, durchdrungen von Hass und Frustrationen. Hass, der sich gegen die Ausländer von Rostock-Lichtenhagen richtete. Im heißen Sommer des Jahres 1992 befand sich die Stadt in einem Stadium der immer größer werdenden Unruhen. Grund dafür war zu Anfang "nur" die steigende Arbeitslosenquote, welche die Bürger von Rostock verärgerte, doch schon bald fand sich ein anderer Übeltäter: die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, kurz ZASt, die immer mehr Ausländern das vorläufige Bleiberecht in Rostock gewährte. Menschen, fern von ihrer Heimat und ohne Wohnraum, die sich einen Platz zum Leben suchen mussten.

Die Bewohner Rostocks waren alles andere als erfreut über die Menschen, die unter anderem auf Rasenflächen campierten. "Für uns im Block sind das, auf Deutsch gesagt, Dreckschweine! Die scheißen und pissen alles voll!", sagt ein Anwohner in der Reportage "Als Rostock-Lichtenhagen brannte". Der Frust und die Abneigung gegen Asylsuchende saßen tief. Sie wurden für die schlechte Lage in der Stadt verantwortlich gemacht. Immer mehr stachelten sich die Bürger gegenseitig auf.

Am Nachmittag des 21. August 1992 kam es zum - vorhersehbaren - Angriff. Steine und Brandsätze wurden auf die Zentrale Aufnahmestelle und die Wohnheime der Asylsuchenden geworfen. Neben Krawalltouristen reisten auch Anhänger der NPD aus dem ganzen Land an und nutzten den Gewaltakt für eigene Propagandazwecke. Weder die zuständige Politik noch die Polizei waren in der Lage, die Ausschreitungen einzudämmen.

In der NDR-Reportage "Unsere Geschichte. Als Rostock-Lichtenhagen brannte" erinnern sich ehemalige Politiker, Polizisten und Anwohner von Lichtenhagen nach 20 Jahren an die damalige Situation und beschreiben aus ihrer Sicht das Geschehene. Eine notwendige Aufarbeitung einer weiteren dunklen Seite deutscher Geschichte - und ein erschütterndes Beispiel politischen Versagens.

"Unsere Geschichte. Als Rostock-Lichtenhagen brannte" Mo 13.8., 21.00, NDR