Neumünster. Der Schwerkraft trotzende Kämpfer, donnernde Reiterarmeen, grandiose Landschaften, tragische Liebe und blutige Rache - das ist der Stoff, aus dem das Wuxia-Genre seine Faszination zieht. Diese in China ungemein populären Romane und Filme beschreiben Schwertartisten an historischen Schauplätzen und überhöhen ihr Tun durch fantastische Elemente.

Drei der bekanntesten Filme des Genres sind "Crouching Tiger, Hidden Dragon", "Hero" und "The Banquet", alle vertont vom chinesischen Komponisten Tan Dun. Aus den Suiten dieser drei Filme montierte der Oscar-Preisträger die "Martial Arts Trilogy", ein Konzertwerk, das am Sonnabend in der Neumünsteraner Holstenhalle seine deutsche Uraufführung hatte.

Tan Dun dirigierte das junge Orchester des Schleswig-Holstein Musik Festivals, während auf einer Leinwand dahinter bildgewaltige Sequenzen der Filme gezeigt wurden. Es war Soundtrack-Musik, mit exotischen Klängen akzentuiert, aber auch für den ungeübten europäischen Hörer höchst gefällig. Tan Dun meidet in diesen Kompositionen Avantgarde-Klänge. Gerade beim abschließenden Banquet-Konzert für Klavier und Orchester erinnern die heftigen Schlagzeug-Rhythmen an Bartok und Strawinsky, das schwelgerische Finale macht Anleihen bei Rachmaninow.

Schwamm über die unabänderlich miese Akustik der Holstenhalle, über die aufgeblasene, Tan Duns freundliche Bescheidenheit konterkarierende Show des Pianisten Li Jian beim Banquet-Konzert und über die seltsam unmotivierte Regieentscheidung, doch bei zwei, drei Szenen die Tonspur des Films dazuzuschalten.

Am kommenden Sonnabend ist Tan Dun, übrigens an seinem 55. Geburtstag, in Hamburg zu erleben. Mit dem NDR Sinfonieorchester wird der Organist Cameron Carpenter (Martin Grubinger ist verletzt) das Konzertwerk "The Tears of Nature" in der Laeiszhalle uraufführen. Tan Dun dirigiert und wird anschließend mit dem Hamburger Bach-Preis ausgezeichnet.