Locarno. Mit der Preisverleihung unterm Sternenhimmel ist das 65. Internationale Filmfestival in Locarno am Sonnabend zu Ende gegangen. Den Goldenen Leoparden, den begehrten Hauptpreis, gab die Jury an "La Fille de Nulle Part" ("Das Mädchen von Nirgendwo") aus Frankreich. Regisseur Jean-Claude Brisseau zeigt in dem Kammerspiel um eine junge Frau und einen alten Mann auf höchst kunstvolle Art eine aus den Fugen geratene Welt, in der die moralischen Ansprüche der Eltern und Großeltern nicht mehr gelten. Das deutsche Kino gewann den Hauptpreis in der "Woche der Kritik" für die Dokumentation "Vergiss mein nicht". Der in Berlin lebende Regisseur David Sieveking porträtiert in der sensiblen Dokumentation seine an Demenz erkrankte Mutter. Den Preis für den besten Film im Freiluftprogramm auf der Piazza Grande, eine der renommiertesten Ehrungen des Festivals, errang "Lore". Das Anti-Kriegs-Drama ist eine deutsch-australisch-britische Koproduktion und spiegelt auf berührende Art das Schicksal von Kindern einer Nazifamilie, die nach dem Zweiten Weltkrieg neu zu leben und neu denken lernen müssen.