Hamburg. Wenn man unter dunkel dräuenden Wolken auf St. Pauli losradelt und auch bald die erste Dusche folgt, dann ist wieder Dockville. Wenn dann hinterm Alten Elbtunnel der Regen stoppt, man durch den Hafen fährt und der Blick auf Michel und Kräne schnell für die Nässe entschädigt. Selten springt einem wie auf dieser (kurzen) Festival-Anreise so sehr das Gefühl an, einfach mittendrin zu sein in diesem schönen, schäbigen, sexy Hamburg. Die urbane Lage auf der Industriebrache in Wilhelmsburg ist Alleinstellungsmerkmal und Glücksfall zugleich, auch bei der sechsten Ausgabe des Pop- und Kunst-Open-Airs. Denn es zeigt eine spannende Seite der Stadt jenseits blank polierter Fassaden.

Den Einlass zum Festival versüßt der satte Soul der jungen Hamburger Band Sarah Jaminn, die direkt neben dem Eingang auftritt. Ein von Sträuchern gesäumter Weg führt weiter auf große und kleinere Lichtungen mit sechs Bühnen und zahlreichen Kunstwerken. Es riecht würzig und süßlich nach Wald und Wiese. Die Luft weht ganz weich. One Million Steps, ebenfalls eine junge Band aus Hamburg, wärmt schon einmal die Hauptbühne "Grossschot" an, bevor dort am Abend internationale Headliner wie Maximo Park und Hot Chip aufspielen. Ein Junge nimmt seine Freundin Huckepack und dreht eine Runde mit ihr zwischen den Verkleideten. "Trinken hilft" besagt ein Aufkleber auf seinem Shirt. Ein Sticker der Initiative "Viva Con Agua", die wie jedes Jahr auf dem Dockville vertreten ist. Deren Engagement passt zu dem Werk des Künstlers Tasek: Unter dem Titel "PET-Malstrom" lässt er Plastikflaschen in den Himmel steigen. Ein schönes Recycling. Von der Butterland-Bühne driftet Elektrosound herüber. Es bleibt spannend.

Dockville bis 12.8., Reiherstieg (Shuttle ab S Veddel), Tageskarte: Sa 40,-, So 30,-; 2-Tageskarte: 60,-; www.msdockville.de