Simeon Kschamer ist Sänger der Hamburger Post-Punk-Band Findus

Es war im Sommer 2002. Ich hing in meiner alten Heimat Rendsburg ab. Im Stadtpark zwischen Skatertypen und Punkerboyz, ich hatte mir meine Haare gefärbt, versuchte mein erstes Erdloch zu rauchen und mich mit Dosenbier zu betrinken. Kurz gesagt, ich versuchte jedes Klischee eines coolen Typen, der auf alles scheißt, zu erfüllen, das mir einfiel. Gelang mir nur so halb, da ich nach zwei Dosen Bier (0,33 l Karlsquell) und dem Versuch, ein Erdloch zu rauchen, abschmierte und mir die Seele aus dem Leib kotzen musste.

Es ging mir elend. Punkerhundeelend. Nach Hause konnte ich nicht, weil zu jung, um Sonnabendnachmittag besoffen nach Hause zu kommen. Meine Freunde haben mich also zu einem der coolen älteren Typen in die Bude geschleppt. Als ich irgendwann dort aufwachte, lief diese Scheibe. "Trapperfieber" von Oma Hans.

Ich habe damals viel Musik gehört, aber nichts, was mich so nachhaltig beeindruckte. Ich sog den Kram, den ich zu hören bekam, auf, las mir die Texte durch und versuchte zu verstehen. Was auch immer. Oma Hans war damals für mich sehr neu. Punk ohne irgendwelche nervigen Klischees, aber angepisster als alles andere. Genervt von einer Welt, die oft scheiße ist. Genervt von einer Welt, in der man selbst viel zu oft scheiße ist. So war für mich das, was ich da hörte. Bei irgendwem auf der Couch zwischen Tütensuppe und Hundehaaren.

Seit diesem Tag geht mir diese Platte nicht mehr aus Herz, Bauch und Nieren.

Oma Hans: "Trapperfieber"