Die Verfilmung aus dem Jahr 1972, die auf Hermann Hesses Roman basiert, kommt pünktlich zum 50. Todestag des Autoren wieder in die Kinos.

Erinnert sich noch jemand an die Rockgruppe Steppenwolf? Wohl jeder, der "Easy Rider" gesehen hat, denn zum erlesenen Soundtrack dieses Aushängeschildes der Protestkultur aus dem Jahre 1969 gehörte auch deren Song "Born To Be Wild". Benannt hatte sich die Gruppe nach einem Roman von Hermann Hesse, dessen Werke in der Gegenkultur der späten 60er-Jahre zahlreiche neue Leser fanden. Während die Verfilmung von "Der Steppenwolf" (1974) nie in deutsche Kinos kam (aber kürzlich auf DVD erschien), startet in dieser Woche, genau am 50. Todestag von Hesse, mit "Siddhartha" der zweite Kinofilm, der auf einem Roman von Hesse (veröffentlicht 1922) basiert, als Wiederaufführung in deutschen Kinos.

Gedreht 1972, erlebte er seine deutsche Erstaufführung erst 1997, nach der Wiederentdeckung seines Regisseurs Conrad Rooks, dessen zweiter und letzter Film dies war; Rooks selber starb im vergangenen Jahr.

Auch in "Siddhartha" geht es um die Sinnsuche eines Mannes, also jene Fragestellung, die Hesses Werk für eine ganze Generation zu einer begehrten Identifikationsfläche machte. Angesiedelt in Indien (wo Rooks ihn auch gedreht hat), erzählt "Siddhartha" von dem gleichnamigen jungen Mann adliger Herkunft, der in einem Indien lange vergangener Zeit seine Familie verlässt um seine eigene Bestimmung zu finden. Es ist das Sich-Ausprobieren, das den Film mit anderen Filmen über junge Menschen verknüpft und 40 Jahre nach seiner Entstehung zeitlos macht, aber doch auch zu einem Bild seiner Entstehungszeit, als spirituelle Werte und speziell fernöstliche Philosophien und Religionen deutlich höher im Kurs standen als heute.

Askese und Sinnlichkeit sind die Pole, zwischen denen Siddharthas Suche schwankt. Dabei hat der in Cinemascope gedrehte Film mit seinen eindrucksvollen Landschaftsaufnahmen und der Ruhe, die von diesen Bildern unberührter Natur ausgeht, oft etwas Meditatives - für die Bildgestaltung zeichnete Ingmar Bergmans langjähriger Kameramann Sven Nykvist verantwortlich. Sie machen es für den Zuschauer, der ganz dem Diesseits zugewandt ist, allerdings auch schwierig, einen Zugang zu dem Film zu finden. Ein bisschen spirituelles Interesse sollte er also schon mitbringen.

Bewertung: annehmbar

"Siddhartha" USA 1972, 89 Minuten, ab 6 Jahren, R: Conrad Rooks, D: Shashi Kapoor, Simi Garewal, Romesh Sharma, Pincho Kapoor, täglich im Abaton; www.movienetfilm.de