Zwei Mäzene ermöglichen es dem Museum für Kunst und Gewerbe, 13 000 Objekte in einem Katalog zu präsentieren

Hamburg. Schon seit Jahrhunderten blickt Europa fasziniert nach China. Im 18. Jahrhundert war an deutschen Fürstenhöfen eine China-Mode im Schwange, die einerseits in der Nachahmung fernöstlicher Formen und Muster ihren Ausdruck fand, zugleich aber auch im Sammeln von Keramiken und Porzellanen. So prägt die Ästhetik chinesischer Porzellane den europäischen Geschmack bis heute.

Dass das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe über eine beeindruckende Sammlung mit insgesamt 13 000 Objekten aus der chinesischen Kulturgeschichte verfügt, ist vor allem großzügigen Mäzenen zu verdanken. Und zwei Privatpersonen sind es jetzt auch, die es dem Museum ermöglicht haben, seinen Bestand in einem großartigen Katalog erstmals der Öffentlichkeit zu präsentieren. "Die Zusammenarbeit zwischen privaten chinesischen Sponsoren und einem Museum ist zumindest für Deutschland völlig neu", sagte die Ostasien-Kuratorin Nora von Achenbach gestern bei der Vorstellung des Katalogs, den die in Hamburg lebenden Chinesen Mang Chen und Ling Li finanziert haben.

Mit deutschen, englischen und chinesischen Texten und großformatigen Abbildungen werden 150 Spitzenwerke der Hamburger Sammlung vorgestellt und kunsthistorisch gewürdigt. Im Einleitungsteil stellt von Achenbach zudem die Geschichte der Sammlung vor, die erst 1874 mit Gründung des Museums begann. Während sich Gründungsdirektor Justus von Brinckmann von Anfang an für japanische Kunst engagierte, wurde China zunächst nicht systematisch gesammelt. Das änderte sich erst in den 1920er-Jahren, als das Museum begann, archaische Ritualbronzen und frühe Keramiken bis zum 15. Jahrhundert zu erwerben. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstärkte man die Sammlung und bezog nun erstmals auch Werke der Malerei und Farbholzschnitte mit ein.

Deutlich erhöht wurden Umfang und Qualität noch einmal in jüngster Zeit: 1996 schenkte Jan Philipp Reemtsma dem Museum die 300 Objekte umfassende Sammlung seines Vaters, die dieser bereits vor dem Zweiten Weltkrieg aufgebaut hatte. Die Sammlung ist breit angelegt und umfasst kostbare Objekte aus Bronze, Keramik, Glas, Jade, die im Zeitraum von 1500 v. Chr. bis ins 18. Jahrhundert entstanden sind. Einen besonderen Schwerpunkt bilden hier monochrome Porzellane.

Im Jahr 2007 kam eine gewichtige Schenkung von Harold A. Hartog hinzu, die 90 Porzellane umfasst, bei denen es sich vielfach um Luxusstücke handelt, die für den Kaiserhof gefertigt wurden. Es sind Gefäße in Blau-Weiß aus der frühen Ming-Zeit, aber auch farbig bemalte Stücke in eleganten Formen, die im 17. und 18. Jahrhundert entstanden sind. Nach Aussage von Nora von Achenbach ist diese Sammlung kaiserlicher Luxusobjekte deutschlandweit einmalig.

Im Katalog werden diese kostbaren Objekte nun ausführlich vorgestellt und abgebildet, die Besucher können ihnen aber auch persönlich begegnen. Denn fast alle in dem opulenten Prachtband vorgestellten Objekte sind auch in der Dauerausstellung im ersten und zweiten Stockwerk des Museums zu sehen.

Nora von Achenbach: Die chinesische Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg. 388 S., 155 ganzseitige Abbildungen, 243 Details in Farbe, 38 Euro