Morgens um elf schaffte es der Hamburger Pianist, der versammelten Redaktion auch noch den letzten Rest Müdigkeit aus den Gliedern zu treiben.

Hamburg. Klavierkonzert morgens um elf? Für einen Frühaufsteher wie Joja Wendt, 48, kein Problem. Putzmunter kam der Vater von zwei Kindern, der mit seinen Sprösslingen jeden Morgen frühstückt und sie anschließend zur Schule fährt, gestern in die Morgenkonferenz der Redaktion des Abendblatts, schwang sich hinter ein Keyboard und spielte ein paar seiner vergnüglich-virtuosen Show-Nummern für einen Mann am Klavier. Es war sein einziges Deutschland-Konzert des Jahres 2012, denn Wendt, als drittjüngstes von neun Kindern in Hamburg, Istanbul, Salzburg, München und Berlin aufgewachsen und vitales Urgestein der Hamburger Szene, gastiert in diesem Jahr nur im Ausland. Nach Auftritten in Florida, Singapur und Halifax geht es bald nach Frankreich, Moskau, China.

Mit seinem mächtigen Piano-Prankenhieb trieb Wendt den Redakteuren den letzten Rest an Müdigkeit aus den Gliedern. Er spielte die Filmmusikjazznummer "The Sheik of Araby" und eine Metal-Version von "Asturias" des Spaniers Isaac Albeníz - Wendts Schützlinge, die Klassik-Metal-Band Athonite, spielten eine Vollfett-Version davon soeben auf dem Wacken Open Air vor 80 000 Zuhörern. Und dann: ein mit Fäusten sanft auf die schwarzen Tasten getrommeltes Eskimo-Wiegenlied, zu dem er sich auf der Halbinsel Kamtschatka inspirieren ließ.