Hamburg. Wenn ab dem kommenden Donnerstag drei Abende lang Arpád Schillings Theaterabend "Die Priesterin" beim diesjährigen Internationalen Sommerfestival auf Kampnagel gastiert, werden drei Darstellerinnen fehlen. Tibor Kolozsvári, Leiter des rumänischen Kinderheims, in dem die drei jungen Mädchen im Alter von zwölf und 13 leben, hat ihre Mitwirkung nach Ansehen des Stückes untersagt. Konkrete Gründe nannte er nicht. Offensichtlich, so die Produktionsleitung, missfielen ihm die dargestellten Inhalte. Angeblich seien die Mädchen in der Schule auffällig geworden, seit sie das Stück erarbeitet hätten. Produktionsleiter Gulyás Márton vermutet einen ideologischen Hintergrund, wie er gegenüber dem Abendblatt erklärte.

Die beim Brüsseler "Kunstenfestival" und den Wiener Festwochen bereits erfolgreich gezeigte Produktion des ungarischen Regisseurs Schilling erzählt in Form einer Doku-Fiktion nach einer wahren Geschichte von einer Schauspielerin, die mit ihrem Sohn aus Budapest in ein kleines Dorf zieht, um an der dortigen Schule Theater zu unterrichten. Mit ihren eher auf Kooperation setzenden Methoden eckt sie beim strengen Lehrkörper an.

Der Abend zeigt zwei unterschiedliche Erziehungsmodelle, ein eher konservatives und ein liberales, im Widerstreit. Regisseur Arpád Schilling muss die Inszenierung, die er mit drei Schauspielern und 15 Jugendlichen aus Transsilvanien erarbeitet hat, nun umbauen. Dabei wird er auch die aktuellen Ereignisse thematisieren. Das sei auch das Bedürfnis der Jugendlichen, erklärte Produktionsleiter Márton.

Die Sommerfestivalleitung hat für den 10. August nach der Vorstellung ein Publikumsgespräch angesetzt, moderiert von der Winterhuder Pastorin Melanie Kirschstein.