Paul Abrahams Musical “Blume von Hawaii“ bei den Eutiner Festspielen

Eutin. Er war der Shooting Star der beginnenden 1930er-Jahre: Paul Abraham, Schöpfer unsterblicher Melodien. "Die Blume von Hawaii" war nach "Viktoria und ihr Husar" sein zweiter von drei europaweit gefeierten Operettenerfolgen. Uraufgeführt 1931, nur eineinhalb Jahre, bevor der nationalsozialistische Judenhass den Komponisten außer Landes trieb, in einen Absturz ohne Boden, der in einem amerikanischen Irrenhaus endete.

Es ist ein Glücksgriff der neuen Eutiner Festspiel-Intendantin Dominique Caron, das erst in jüngster Zeit wieder aufgeführte Stück zwischen "Nabucco" und "Der Liebestrank" ins Programm auf die Freilichtbühne geholt zu haben. So kann man entdecken, was Abrahams Zeitgenossen damals so begeistert hat: dutzendweise Songs wie "My Golden Baby" oder "Blume von Hawaii", deren Ohrwurmqualitäten es locker mit amerikanischen Musicals aufnehmen können. Eine Handlung, die Südseesehnsüchte, Kolonial-Glamour und eine große Lovestory vereint. Und Arrangements, in denen von Walzer bis Jazz, von süßem Hawaii-Zucker bis zu borstiger Moderne alle Hörnerven angesprochen werden. Das Festspielorchester unter Urs Michael Theus meisterte die Herausforderungen der originalen, nicht wie später auf Wunschkonzert zurechtgesüßten Abraham-Partitur mit Bravour und sichtlichem Spaß.

Natürlich kann ein kleines Festival nicht den Berliner Revue-Glamour der Weimarer-Republik-Zeit auf die Bühne bringen. So wirkt das Bühnenbild doch eher prosaisch-effektiv, jedenfalls solange die Dunkelheit keine Lichtregie zulässt. Da helfen die Kostüme (Martina Feldmann) schon eher, Südseeperlen oder den Chic von Monte Carlo an den Eutiner See zu holen.

Regisseur und Choreograf Hardy Rudolz ("Cats" und "Phantom der Oper") hat sich der schweren Aufgabe gestellt, in die vielfach verflochtene Geschichte von Liebessehnsucht zwischen Pflichterfüllung und Herzensgefühlen das Spieltempo zu bringen, das Musicals auszeichnen sollte. Das gelingt ihm nicht immer, das Stück verliert auf den Sandbänken allzu platter Klamotte hin und wieder seine knisternde Frivolität.

Peggy Steiner (Prinzessin Laya) hält da mit ihrem stimmstarken Sopran und eleganter Spielfreude gut dagegen, sie passt perfekt zu ihrem Operettenprinzen (Bernardo Kim), dessen Tenor eine der Stärken des jungen Ensembles ist. Weitere Pluspunkte: Thérèse Vincent als quietschige Bessie Worthington und Thomas Burger als Buffy, ein Tenor mit hochkomischen Qualitäten.

Eutins "Blume von Hawaii" ist ein lohnendes Sommerabendvergnügen und das spannende Wiedersehen mit einem Stück, das viel zu lange von den Spielplänen verschwunden war.

Nächste Aufführungen: 9. und 10.8., 20.00; 5. und 12.8., 16.00. Eutiner Festspiele, Tickets unter T. 04521/800 10; www.eutiner-festspiele.de