Die großen Hamburger Museen haben zurzeit mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen, von denen das Sommerwetter, das zwangsläufig für weniger Besucherinteresse sorgt, noch das Geringste ist.

Hamburg. Schon in den nächsten Tagen muss die Kulturbehörde auf eine große Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion detailliert Auskunft über die Situation der neuen Stiftung Historische Museen geben. Die SPD hatte der am 1. Januar 2008 erfolgten Zusammenlegung des Hamburgmuseums, des Altonaer Museums, des Helms-Museums und des Museums der Arbeit zur Stiftung Historische Museen Hamburg nicht zugestimmt. Die Zusammenlegung der vier stadt- und kulturhistorischen Museen führte unter den Mitarbeitern zu Verunsicherungen und verursachte neue Kosten. Nach Abendblatt-Informationen hat die neue Stiftung im Jahr 2008 bereits wieder Verluste in Höhe von 1,2 Millionen Euro aufgehäuft, hinzu kommen weitere 500 000 Euro für das laufende Jahr. Karl-Heinz Peik, der Stellvertreter des erkrankten Geschäftsführers Helmut Sander, räumte gegenüber dem Abendblatt Verluste ein, wollte die Zahlen jedoch nicht bestätigen. Inzwischen sind die Unternehmensberatungen Richter und Birnkraut und Partner damit beauftragt worden, Vorschläge für Strukturveränderungen in der neuen Stiftung zu erarbeiten. Der Senat war 2008 mit der Neugründung der Empfehlung einer prominent besetzten Expertenkommission gefolgt, die Vorschläge zur Entwicklung der Hamburger Museumsstiftungen ausgearbeitet und im November 2007 vorgestellt hatte. Dabei ging es einerseits darum, die chronisch defizitären Hamburger Museumsstiftungen endlich auf ein solides Fundament zu stellen und andererseits Synergien zu erreichen und längst überfällige Aufgaben wie die digitale Inventarisierung der Sammlungsbestände und die Schaffung von angemessenen Depots anzustoßen.

Nach anderthalb Jahren steht die Reform, in die alle Hamburger Museumsstiftungen einbezogen sind, jetzt erstmals auf dem Prüfstand, und zwar gleich in zweifacher Hinsicht: Außer der SPD-Anfrage prüfen die Mitglieder der Expertenkommission gegenwärtig, ob die Reform tatsächlich auf gutem Wege ist und die Ziele erreicht werden können. Im Herbst wollen die Experten ihren Evaluierungsbericht vorlegen. Jetzt geht es u. a. um die folgenden Fragen: Wurde die Sammlungs- und Ausstellungspolitik besser koordiniert? Wie steht es um die digitale Erfassung der Bestände und um die bessere Nutzung der Ressourcen? Stehen die Stiftungen inzwischen finanziell auf solidem Fundament und werden die Hamburger Museen regional und überregional besser wahrgenommen als bisher? Die Antworten darauf fallen nicht einmal Insidern leicht. Einerseits hat der Senat die Museen entschuldet und dafür stolze 13,6 Millionen Euro aufgewendet. Für einige der Häuser wurden zudem die Zuwendungen erhöht. Erfolge gibt es auch bei der digitalen Erfassung der Sammlungsbestände, für die in der neuen Stiftung ein Pilotprojekt läuft. Von einer allgemeinen Aufbruchsstimmung ist in der Hamburger Museumsszene dennoch nichts zu spüren. Immer wieder ist von dort aus zu hören, dass Sponsorengelder nicht in dem ursprünglich erwarteten Ausmaß akquiriert werden können. Alle Hamburger Museen spüren offenbar inzwischen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Am spektakulärsten traf es bislang das Museum für Kunst und Gewerbe. Von dort zogen die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Brüder Hoffmeister im Juni ihre Porzellansammlung im Wert von 13 Millionen Euro ab, die sie dem Museum eigentlich übereignen wollten. Bereits im Frühjahr hatte Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner die Befürchtung geäußert, dass Sammler jetzt vermehrt Werke aus den Museen zurückziehen könnten.

Weitere böse Überraschungen sind hier kaum auszuschließen. Einige der Häuser mussten im vergangenen Jahr auch Besucherrückgänge hinnehmen. Mit einem Minus von 73 551 war der Rückgang bei der Kunsthalle am stärksten. Da die finanziellen Spielräume eng bleiben, sind große Ausstellungsprojekte zurzeit kaum möglich. Doch nur mit spektakulären (und damit auch teuren Ausstellungen) lassen sich in einer Stadt wie Hamburg große Besucherzahlen erreichen.

Zumindest mittelfristig will die Stiftung Historische Museen Hamburg dennoch eine Schau mit überregionaler Ausstrahlung auf die Beine stellen: Für 2011 ist eine große, 2,4 Millionen teure kunst- und kulturgeschichtliche Schau unter dem - freilich noch sehr allgemeinen - Titel "Der Norden" geplant.