Die digitale Anzeige im luftigen Bauaufzug an der Elbseite zeigt eine rote “2“ - Zwischenstopp beim dritten und kleinsten Saal der Elbphilharmonie, der in den roten Backstein-Speicher eingebaut wurde; er ist inzwischen durch Wände abgeteilt, mit Fenstern verschlossen - und fast schon fertig zum Innenausbau.

Hamburg. Als Nächstes hält der Bauaufzug im 5. Stock - das ist die derzeitige Endstation für alle, die auf der Elbphilharmonie-Baustelle zu tun haben. Von dort geht es momentan nur über Treppen weiter aufwärts - zunächst zur überdachten Plaza. Hier ist der Rundgang zu erkennen, auf dem man außerhalb der späteren Verglasung einmal um das Gebäude gehen kann. Noch muss man trittsicher und schwindelfrei sein. Doch der Blick über die Dächer der Speicherstadt hinüber zur City, über die HafenCity, und besonders der von der Aussichtsplattform elbabwärts ist schon jetzt atemberaubend.

Dann geht es hinauf zum 11. von später einmal 26 Stockwerken. Hier, auf knapp 50 Metern Höhe, steigen Arbeiter und Besucher über mehrlagiges Stahlgeflecht, das bald - mit Beton aufgegossen - zum Fußboden wird. Zwei Dixi-Klos, derzeit wohl die höchsten in Hamburg, erinnern daran, dass es auch hier oben ganz menschliche Bedürfnisse gibt.

An der breiteren östlichen Seite geht der Blick hinab in eine momentan zwei Etagen tiefe Aussparung - das wird einmal der zweite Konzertsaal, in der Form eines Schuhkartons. Kräne hieven schwere Stahlträger hinunter, die dort auf halber Höhe akkurat an ihren Platz dirigiert werden. Sie werden den Fußboden tragen, eine verschiebbare Bühne, 550 Sitzplätze, Publikum und Künstler. Zwischen der Ostwand des Saals und der Außenkante des Kaispeicher-Aufbaus ist Raum, der später zum Hotel gehören wird. Arbeiter verbinden Stahlgeflechte zum inneren Gerüst für die Wände.

Gegenüber an der schmalen Westseite ragt der Treppen- und Fahrstuhlschacht bis über das hier schon angelegte 12. Geschoss. Auf dem großen freien Raum in der Mitte werden in wenigen Wochen die ersten Tragrippen für den großen Konzertsaal entstehen, auf denen er federnd gelagert werden soll. Der Blick geht weit nach oben, und es braucht noch etwas Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier oben erst der Unterbau des 2150-Plätze-Philharmonie-Saals beginnt.

Helmut Hesse (58) ist Oberpolier auf der Baustelle. Ein ruhiger, extrem organisierter und dabei freundlicher Mann, der dafür Sorge trägt, dass Pläne und Kräne, Lieferzeiten, Betonsorten, Arbeitskraft und Material sich punktgenau verbinden, um den Bau nicht ins Stocken geraten zu lassen. "Alles im Plan", sagt er. Natürlich sei das keine normale Baustelle. Weiter unten sei das noch nicht so zu spüren gewesen, aber je weiter man nach oben kommt, desto mehr ist das zu merken. Und mit dem großen Saal werde es dann besonders spannend. Die Arbeitszeit für den Mann, der alles im Blick hat? Er schweigt, und man ahnt: Sie wird so ähnlich aussehen wie die Baustelle hier - nach oben offen.

Bald schon wird der Bauaufzug weiter nach oben nachwachsen, so wie die Baukräne auch, deren Ausleger sich im Augenblick in etwa 90 Meter Höhe drehen. Es geht mit großen Schritten voran.