12.000 Fans feierten mit Mick Hucknall die “Greatest Hits Tour“. Der Titel war - mit Klassikern wie “Something Got Me Started“ und “Stars“ - Programm.

Hamburg. Die erste Begegnung zwischen Simply Red und dem Autor dieser Zeilen begann mit einem Diebstahl. Der Herr Vater besaß am Anfang der 90er-Jahre einen Mitschnitt eines NDR-2-Radiokonzerts von Simply Red auf Kassette ..., bis der Sohn herausfand, dass man mit Balladen wie "Holding Back The Years" und "For Your Babies" prima bei den Ladys ankam.

Das geklaute Band war irgendwann so abgenudelt wie Mick Hucknalls Radio-Hits und ist mittlerweile verschollen, und auch Simply Red selber ist bald Pop-Geschichte. Gut 25 Jahre nach dem ersten Album "Picture Book" will Frontmann Hucknall die Band auflösen, die aktuelle "Greatest Hits"-Tournee ist gleichzeitig die Abschiedsreise.

Das war am Montag Grund genug für gut 12 000 Fans, die Color-Line-Arena komplett zu füllen und Lebewohl zu singen. Wobei das bunt gemischte Ü40-Publikum kaum Wehmut versprühte, eher die Lust, das finale Fest zu feiern, wie es fällt. Die Bestuhlung des Innenraums jedenfalls hätten sich die Veranstalter durchaus sparen können: Nach dem Auftakt mit "It's Only Love", "A New Flame" und "Your Mirror" taugten bei der Reggae-Nummer "Night Nurse" die Sitze sowohl der ersten Reihen als auch der letzten Reihe im Oberrang nur noch als provisorische Garderobe oder Rotwein-Schwamm (furchtbare Plörre). Hucknall bat, ganz britisches Understatement im blau-grauen Anzug, zum Tanz. Eine Aufforderung, die in den kompakten 100 Minuten gerne befolgt wurde. Dabei war es gleichgültig, ob die achtköpfige Band langsame Klassiker wie "For Your Babies" oder "You Make Me Feel Brand New" unter die prägnante Stimme ihres Chefs legte oder schnelleres Material wie den 1995er Dancefloor-Heuler "Fairground".

Und das Vermächtnis? Hucknall ist nur optisch etwas älter geworden, die Band hievte "Something Got Me Started", "Money's Too Tight (To Mention)", "Stars" und "If You Don't Know Me By Now" in die akustische Gegenwart und die Fans tanzten. Kein Grund zur Enttäuschung also, Simply Red hört einfach auf, wenn es am Schönsten ist. Ein blitzsauberer Abgang unter der opulent blitzenden LED-Bühnenbeleuchtung.

Auf der Heimfahrt sendete Konzert-Präsentator NDR 2 übrigens wieder das mühsam aus dem Archiv gewühlte Simply-Red-Radiokonzert von damals. Der Kreis schloss sich.