Die Gruppenschau “Position.“ zeigt aktuelle Arbeiten von Mitgliedern des Berufsverbandes bildender Künstler Hamburg

Hamburg. Das Künstlerdasein ist geprägt von Entbehrungen und einem nie endenden Kampf um Anerkennung. Ruhm winkt nur wenigen Großkünstlern. Für alle anderen ist es überlebenswichtig, sich mit ihresgleichen auszutauschen und gegenseitig zu stärken. Eine Erkenntnis, die wohl immer mehr Künstlern schwant.

"In den 80er-Jahren waren Künstler eher Einzelkämpfer. Das hat sich geändert", sagt Alfred Stephan Matthes, Vorstandsmitglied im Berufsverband bildender Künstler (BBK) Hamburg. "Wir wollen eine gesellschaftspolitische Situation schaffen, die es Künstlern erleichtert, hier zu arbeiten."

Derzeit verzeichnet die Hamburger Sektion mit rund 30 Neuzugängen seit Mai 2011 einen erfreulichen Zulauf. Anlass, 22 von ihnen einmal in einer Gruppenausstellung zu präsentieren. Unter dem Titel "Position." ist von heute an bis zum 12. August eine breit gefächerte Schau mit Malereien, Fotografien, Objekten und Installationen in der Fabrik der Künste zu sehen. Matthes und sein Vorstandskollege und Mitkurator Manfred Kroboth besuchten im Vorfeld alle beteiligten Künstler persönlich in ihren Ateliers.

Ohne einen Brotjob kommt kaum einer aus. Juliane Plöger hat etwa 52 Wochen lang in einer Buchbinderei gearbeitet, die Metallklammern aus dieser Zeit gesammelt und an Fleischerhaken aufgehängt. Das Ergebnis ist die Installation mit dem ironischen Titel "Entklammert oder The weekly violence to make money". Mathias Will hinterfragt in einer als White Cube eingerichteten Installation mit Performancecharakter die Frage, ob Kunst in geschützten Räumen stattfinden muss. Pastoser Farbauftrag dominiert bei Mathias Meinel und seinem Bild "Die große Welle", einem von mehreren Naturmotiven.

Anne Karweck-Kim hat mit "Die Seele ist ein weites Land: Wasserfall" mehrere ineinanderfließende Landschaftsbilder im Kreis angeordnet, die die Malerei Alter Meiser zitieren. Herzstück ist eine kleinformatige Fotografie aus ihrer aktuellen Lebensphase. Lena Oehmsen wiederum konterkariert in ihrer Arbeit "Kommunikationsarchiv" die Mitteilungsflut sozialer Netzwerke wie Facebook, indem sie deren flüchtige Emotionen zurück ins Analoge überführt und auf Karteikarten notiert. Der darin blätternde Besucher kann diese Momente kurzzeitig ihrer Kurzlebigkeit entheben.

Im ersten Stock dominieren Humandarstellungen, vielfach erscheint der Mensch darin allerdings wenig optimistisch, zupackend und sozial verortet, sondern mit seiner Umgebung zerfallen, isoliert. Zum Beispiel in den sehr unterkühlten, starrgesichtigen Porträts von Kathrin Bick-Müller des Zyklus "Jeder nach seinem Kopf". Der Hund, der beste Freund des Menschen, den ein junger Mann in "Im Partnerlook" an der Leine führt, wirkt wie ein Fremdkörper. Die Perversionen einer der Überästhetisierung hörigen Gesellschaft greift der Fotograf Timo Frank in seiner Fotoserie "Die Ikone Wahrhaftigkeit" auf. Die digital manipulierten Schönheiten wirken wie Aliens, die Haut makellos wie Porzellan, die Körper lebensfeindlich dürr, die Blicke leer.

Flankiert wird die Ausstellung von Vorträgen, in denen etwa Vertreter der Kulturbehörde Hamburg über das Förderprogramm "Kunst im öffentlichen Raum" berichten oder sich die Netzwerke "Kreativgesellschaft" und "Hoch 11" vorstellen. Kommunikation macht stark - auch in der Kunst.

Position. Forum - Ausstellung 2. bis 12. August, Fabrik der Künste, Kreuzbrook 12, täglich von 16.00-19.00; www.fabrikderkuenste.de