Der französische Film “Who Killed Marilyn?“ soll eine Kriminalkomödie sein, hat aber auch traurige Momente. Ein Film mit großem Stilwillen.

Das Angebot, Fotomodell zu werden, ereilt die Tankstellenangestellte Martine an einem tristen Vormittag, an dem sie beschließt, ihre Mayonnaise-Eier-Pampelmusen-Diät wiederaufzunehmen. Was als harmlose Knipserei beginnt, wird für Martine der Anfang einer Reihe von Aufträgen, die für sie einen Schritt raus aus den Kleinstadtmief bedeuten, aus dem verschneiten französischen Nest Mouthe, das in etwa so kosmopolit ist wie ein Ausflug zur Kegelbahn, berühmt lediglich für den gleichnamigen Käse.

Martine (Sophie Quinton) bringt es mit ihrem Klimperblick und den sinnlichen Posen zur Käsebotschafterin, Wetterfee, zum Schauspielsternchen. Sie schreibt Autogramme, schläft mit dickbäuchigen Männern mit noch dickerer Brieftasche und nennt sich jetzt Candice, ein Name wie Zuckerwatte.

Eigentlich erzählt der französische Film "Who Killed Marilyn?", der als Krimikomödie angepriesen wird, eine zutiefst traurige Geschichte. Die Geschichte einer Frau, die auf die falschen Männer setzt und daran schließlich zerbricht. Als der Film beginnt, ist Martine bereits tot, ihre Leiche liegt schneewittchengleich im Schnee, in ihrer Hand schimmert eine Pillendose. "Sie war das traurigste Mädchen, dem ich jemals begegnet bin", erklärt ein Dorfbewohner dem Schriftsteller Rousseau (Jean-Paul Rouve), der mit seiner Schreibblockade hadert und erst durch Martines Schicksal wieder ein Kribbeln in den Händen spürt, wenn er auf die Tastatur blickt.

Wie schon der Titel des Films verrät, gleicht Martines Leben auffällig jenem von Marilyn Monroe, dem großen Vorbild der jungen Frau, deren Träume ebenfalls von Männern, Tabletten und Selbstzweifeln durchkreuzt wurden. Regisseur Gérald Hustache-Mathieu hat einen Film mit großem Stilwillen gedreht, der sich sichtlich am Kultfilm "Fargo" der Coen-Brüder orientiert.

Candice tanzt munter durch die Gedanken von Rousseau, sie nimmt die Erzählung in die Hand, stößt ihn auf die richtige Spur in diesem Mordfall, den die Polizei nicht untersucht, weil er offiziell ein Selbstmord ist. Der Schriftsteller aber kennt irgendwann die ganze traurige Geschichte. Die Geschichte vom heißesten Mädchen im kältesten Dorf Frankreichs.

"Who Killed Marilyn?" F 2012, 102 Min., ab 12 J., R: Gérald Hustache-Mathieu, D: Sophie Quinton, täglich im Studio-Kino; www.kochmedia-film.de