Sie sind ein paar Jahre älter geworden, ihre Fans aber auch: Die irische Folk-Punk-Band The Pogues kehrt am 8. August in den Stadtpark zurück.

Hamburg. Die Geschichte der Pogues ist immer auch die Geschichte von Shane MacGowan. Zusammen mit Peter "Spider" Stacey (Flöte) und Jem Finer (Banjo) gründete er die Folk-Punk-Band 1981 in London. Zehn Jahre später kam jedoch das - zwischenzeitliche - Aus für den Sänger mit den schiefen Zähnen. Bei einem Konzert in Tokio war MacGowan zum wiederholten Mal volltrunken auf der Bühne erschienen. Das Lallen und Krächzen kannten seine Bandmitglieder schon, doch als er diesmal auf der Bühne zusammenbrach, war die Nachsicht aufgebraucht: Die Pogues feuerten ihren Star und Gründer. Mit Joe Strummer, dem früheren Clash-Sänger, holte die Gruppe zwar eine Punk-Ikone, doch bei den Fans kam der Wechsel nicht besonders gut an. MacGowan stand für Exzesse und Chaos, Strummer mehr für politisches Rebellentum.

Nachdem die Pogues sich Mitte der 90er-Jahre aufgelöst und dann 2001 wieder zusammengefunden hatten, sollte es noch bis 2006 dauern, bis sie wieder Kontakt zu ihrem ehemaligen Frontmann aufnahmen und ihn in das Kollektiv zurückholten. MacGowan hatte einige Platten mit seiner Band, den Popes, aufgenommen, sein Leben als Whisky-Fass auf zwei Beinen führte er indes ohne Rücksicht auf Verluste weiter. Immer wieder tauchten Fotos von ihm auf, die ihn in desolatem Zustand zeigten. Auf einem Zahnarztstuhl hat er seit Jahren nicht gesessen, nur noch Stumpen sind in seiner Kauleiste zu erkennen - was dem Gesang nicht gerade förderlich ist. Aber das Genuschelte gehörte bei MacGowan schon immer zu seinem Stil.

Dabei hat MacGowan eine Menge zu sagen. Er war der Songschreiber der Pogues, er hat so kluge und berührende Lieder wie "Thousands Are Sailing" über den Exodus seiner irischen Landsleute nach Nordamerika geschrieben. Das Verlassen der Heimat wegen bitterster Armut, die Hoffnungen und Enttäuschungen in der Neuen Welt nehmen großen Raum im Repertoire der Band ein. Die Pogues gelten auch als Bewahrer keltischer Liedkultur, sie haben Volkslieder wie "Dirty Old Town" aufgenommen und live gespielt, allerdings nicht in traditioneller Weise wie etwa die Dubliners, sondern als wilden Mix aus Folklore und Punk.

Nicht nur in Großbritannien, sondern auch in Deutschland waren die Pogues in den 80er- und 90er-Jahren eine extrem erfolgreiche Band. Sich schon vor dem Konzert mit Unmengen von Alkohol in Stimmung zu bringen gehörte zu den gängigen Ritualen. Denn Pogues-Konzerte standen für hemmungslosen Alkoholkonsum, für wildes Pogotanzen, für Grenzüberschreitungen und kollektiven Kontrollverlust. Wenn sie dann noch mit einer Nummer wie dem ultraschnellen "Fiesta" loslegten, gab es auf und vor der Bühne kein Halten mehr.

Vor zwei Jahren kehrten die Pogues im Stadtpark zum ersten Mal wieder auf eine Hamburger Bühne zurück. Mit Shane MacGowan, der mit einem Bowler auf dem Kopf und einer Sonnenbrille als Letzter an seinen Mikrofonständer schlurfte. Mit seiner bleichen Gesichtshaut umgab ihn etwas Zombiehaftes, doch er versuchte, das alte Feuer noch einmal zu entfachen. Ganz vorn wurde immer noch Pogo getanzt, aber auch die Fans der Pogues sind in die Jahre gekommen.

Die Schlangen an den Bierständen waren zwar lang, aber das totale Chaos wie bei einem ihrer letzten Konzerte in der Sporthalle Hamburg blieb aus. Es schien, als freuten sich die Fans vor allem darüber, die Losgehnummern wie "If I Should Fall From Grace With God" oder "Streams Of Whiskey" noch einmal live zu hören. Am Mittwoch, dem 8.8., gibt es die nächste Gelegenheit, im Stadtpark mit den Pogues zu feiern. Neue Songs hat die Truppe nicht im Gepäck, doch im September sollen zwei Konzerte in Paris gefilmt und mitgeschnitten werden. Hoffentlich ist Shane MacGowan dann auch einigermaßen beieinander, denn mit ihm stehen und fallen die Pogues. Immer noch.

The Pogues Mi 8.8., 19.00, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstr., Karten 41,90; www.pogues.com

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