Im Hamburger Schmidt-Theater feiert am Donnerstag “Bis dass dein Tod uns scheidet“ deutsche Erstaufführung. Regie führt Ingrit Dohse.

Schmidt-Theater. Auch abseits der großen Hallen wird gearbeitet. In einem Nebengebäude auf dem Gelände der Kampnagel-Fabrik steht eine Kulisse mit gleich sechs Türen. Dass sie knallen, gehört zum Handwerk. Und dass die Hauptdarsteller skurrile Kostüme und Perücken tragen, ist Teil der Inszenierung.

Ein Paar erscheint. "Das ist der schlimmste Abend meines Lebens", flucht Gattin Dorothy, als sie auf High Heels aus der Toilette taumelt. "Das ist der letzte Abend deines Lebens", sagt Ehemann George in zu kurzer Hose halb zu sich, halb zur Seite. Er will seine junge Alte loswerden, um an das Erbe der solventen Lady zu kommen. Sogleich droht Georges Geliebte Scarlett: "Vergiss nicht: Kein Sex, bevor sie tot ist!" Dann erscheint Howard, ein unglücklicher Immobilienmakler.

An der Wand vor der Kulisse, die ein einsames Hotel im englischen Yorkshire simuliert, spricht die Regisseurin Ingrit Dohse fast jedes Wort mit. "Herzlich willkommen zu den Proben von 'Bis dass dein Tod uns scheidet'", hat Regieassistent Andreas Bierkamp auf einen Flip-Chart in der Ecke geschrieben. Fast sechs Wochen haben die beiden hier mit ihren vier Schauspielern geprobt. Morgen erlebt die "Mordskomödie" mit dem englischen Originaltitel "It's Funny When You're Dead" im Schmidt-Theater ihre deutsche Erstaufführung. "Das Stück ist weniger eine Komödie, es ist eine Farce", bestätigt Regisseurin Dohse die ersten Eindrücke. Die Schauspieler dürfen fast alles.

Susi Banzhaf und Nik Breidenbach haben damit durchaus Erfahrungen. Und spielen hier gleich je drei Rollen. "Das ist auch für mich ein großer Spaß, so kann ich auch mehr von mir zeigen", sagt Susi Banzhaf. Die an der Hamburger Stage School ausgebildete vielseitige Darstellerin, dank Erfolgsproduktionen wie "Cabaret", "Pension Schmidt" und "Heiße Ecke" Rollen- und Kostümwechsel gewohnt, gibt nicht nur die Ehefrau Dorothy ("Sie ist schon ein Biest und hält ihren Mann klein"), sondern noch eine überforderte Polizistin sowie die Jungvermählte Barbara. Als solche wird sie nicht nur von ihrem Mann Bill alias Breidenbach, der schon als Immobilienmakler Howard mitmischt, durch die (Hotel-)Betten gejagt. Nach einer Umziehpause toben die beiden in Karo-Pullundern und Burlington-Strümpfen durch die Kulisse. Kurz darauf kehrt der fesche, manchmal auch trashige Nik, im Schmidt zuletzt in "Oh Alpenglühn!" an der Seite Carolin Fortenbachers zu sehen, im Minikleidchen, auf Extrem-Hacken und mit Perücke zurück. Als Transe Paulette ist er zwar der Friseur der Geliebten - mangels Mörder aber als Killer gefragt.

Immer wieder geht eine der sechs Türen auf und zu. Sie stehen auch bei der Probe auf zwei Ebenen. "Auf einer wäre es wesentlich langweiliger", meint Ingrit Dohse. "Es ist eine Klipp-Klapp-Geschichte", sagt sie. Die Hamburgerin, die im Engelsaal schon "Die Zitronenjette" und "Lola Blau" inszeniert hat, hat mit "Bis dass dein Tod uns scheidet" Premiere als Regisseurin im Schmidt.

Erstmals als Darsteller zu erleben sind dort Reinhard Krökel als Ehemann George und Marina Zimmermann als seine Geliebte Scarlett. Während der in Hamburg ausgebildete Schauspieler und Theatermusiker manchen aus Detlev-Buck-Filmen bekannt sein dürfte, hat Marina Zimmermann reichlich Kieztheater-Erfahrung. Seit 2004 gehört sie zum Krimi-Ensemble des Imperial-Theaters, zuletzt in "Der schwarze Abt". "Meine blonde Perücke habe ich gleich mitgebracht", erzählt die Künstlerin schmunzelnd. Im Imperial-Theater wurde und wird die Tradition von Krimiklassikern à la Edgar Wallace, Agatha Christie und derzeit Jürgen Roland ("Polizeirevier Davidwache") stets mit einem ironischen Augenzwinkern erfolgreich gepflegt.

Im Schmidt geht es vermutlich derber zu. Bei der Probe etwa kehrt Dorothy alias Susi Banzhaf schon mal mit sichtbaren (Papierrollen-)Spuren von der Toilette zurück. Und Regieassistent Bierkamp hat für die Geräuschkulisse eine lange Liste von O-Tönen: "Furz 25" steht da drauf, bis zu "Furz 40". Und das alles nur, weil der Ehemann Rattengift mit Abführmittel verwechselt hat.

"Bis dass dein Tod uns scheidet" Premiere Do 2.8., 20.00, dann bis 29.9. außer Mo, Schmidt-Theater (U St. Pauli), Spielbudenplatz 24, Karten zu 15,20 bis 46,- unter T. 31 77 88 99; www.tivoli.de

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