Das MIAGI Youth Orchestra spielte Jazz und Klassik in der Fabrik

Hamburg. Der TV-Dokumentation "Kinshasa Symphony" zeigt es: Ein Instrument zu beschaffen, in Orchester oder Bigband zu spielen ist in Afrika oft eine Herkulesaufgabe. Um jungen Menschen in Südafrika das Musizieren zu ermöglichen, gründeten die finnische Pianistin Ingrid Hedlund und der südafrikanische Sänger Robert Brooks 2001 ein Projekt: "MIAGI - Music Is a Great Investment" hat seither Kindern und Jugendlichen jeder Couleur und Herkunft einen Zugang zur Musik verschafft, von Zöglingen angesehener Musikschulen bis zum Township-Musikprojekt-Teilnehmer.

Mit welch hohem Zinsertrag, zeigte das MIAGI Youth Orchestra am Montag in der Altonaer Fabrik zum Abschluss seiner Tournee. Der diesjährige Leiter, der Österreicher Christian Muthspiel, hat sich im Jazz als Posaunist und Komponist einen Namen gemacht und mit Bernsteins Filmmusiksuite "On the Waterfront", Debussys "Prélude à l'après-midi d'un faune" und Gershwins "An American in Paris" ein Programm zusammengestellt, das auch junge Nicht-Hardcore-Klassiker anspricht, in dem sich Weiß und Schwarz, Jazz und Klassik, Alte und Neue Welt vereinen.

Erstaunte dabei der nicht nur trotz der heterogenen Herkunft hohe technische Standard der 90 jungen Musiker zwischen 14 und 24, verblüffte der seidige Streicherklang, begeisterte deren Elan. Auf der Bühne wurde viel gewippt und gelacht, T-Shirt und Turnschuh statt klassischem Zwirn getragen, eine gelungene Passage der Kollegen wurde mit einem Lächeln belohnt, eine verhauene auch, die Jazzer spielten bei den Sinfonikern mit, die Klassiker ließen sich zu Tanzschritten auf der Bühne und im Publikum animieren und der theatralisch deutlich dirigierende Muthspiel sich das Zepter von seinem Bigband-Kollegen aus der Hand nehmen. So geschehen während des Eröffnungsstücks "Out of South Africa", einer auf Themen des 22-jährigen Tshepo Tsotetsi beruhenden Suite, deren rollendes 12/8-Saxofon-Intro Muthspiel mit eigenen sinfonischen Klangflächen durchbrach und in der palavernden Tanz- und Geräuschkulisse eines afrikanischen Markplatzes enden ließ.

Den Bogen raus hatte das Orchester, die Elastizität für den großen Spannungsbogen fehlte noch, bei technisch anspruchsvollen Titeln klapperten mal die Einsätze, wohl auch dem Umstand geschuldet, dass das Gebläse oben auf der Empore Platz nehmen musste. Und so einen guten und komprimierten Klang die Fabrik für klassische Musik, wenigstens bis ins Mezzoforte, bieten mag, wartet sie auch mit einem erheblichen Geräuschpegel auf.

Aber wer wie manche der Musiker direkt vom Lehmboden auf die Bühne kommt, sieht das vermutlich als geringfügiges Problem an.